Bachkantaten in der Predigerkirche
 
 

G. Ph. Telemann : TWV 1:1593
Wer nur den lieben Gott lässt walten

Besetzung: Soli: S T B, Coro: S A T B, Hautbois I/II, Violino I/II, Viola, Continuo
Text: 1: Georg Neumark 1641; 2 – 7: Erdmann Neumeister 1714. 8: Ps. 34,9

1. Choral
Wer nur den lieben Gott lässt walten
Und hoffet auf ihn alle Zeit,
Den wird er wunderlich erhalten,
In allem Kreuz und Traurigkeit
Wer Gott dem Allerhöchsten traut,
Der hat auf keinen Sand gebaut.

2. Aria S
Hautbois I/II, Violino I/II, Viola, Continuo
So walte Gott in allen Dingen.
Er brauchet meiner Sorge nicht,
Ich heisse Kind, er heisset Vater,
So ist und bleibt er mein Berater.
Das weiss er wohl, was mir gebricht
Und lässt mir seinen Segen bringen.
So walte Gott in allen Dingen.

3. Choral
Wenn er auftut sein milde Hand,
So wächst die Füll in allem Land,
Dass sich des freuet jedermann,
Kein Mensch noch Vieh darf Mangel han.

4. Aria B
Hautbois I/II, Violino I/II, Viola, Continuo
Hätt ich auch nicht dergleichen Ehre,
Dass Gott mein treuer Vater wäre
Und ich sein auserwähltes Kind?
So dächt ich: Lässt er wilden Tieren
Die milde Hand so gütig spüren,
Dass sie nicht unversorget sind?
So wird er mich viel mehr bedenken,
Der ich ein Mensch geboren bin,
Und mir des Lebens Notdurft schenken,
Drum weicht ihr schnöden Sorgen hin.

5. Choral
Den Leib, die Seel, das Leben
Hat er allein uns geben,
Dieselben zu bewahren,
Tut er nicht etwas sparen.

6. Aria T
Hautbois I/II, Violino I/II, Viola, Continuo
Meine Seele, Leib und Leben
Will ich Gott zu eigen geben,
Und dabei ihn lassen walten,
Wie er solches will erhalten.

7. Recitativo, Arioso B
Continuo
O wohl dem welcher gläubet, und Gott nicht auf einen Zettel schreibet,
wie, was und wenn er geben soll.
Man zweifle nicht an Gottes Segen, sind gleich die Kammern leer, es kostet ihn ein Wort,
so sind sie voll.
Gott weiss und kann unendlich mehr, als wir verstehen und vermögen.
Wo wenig, kann er viel, wo nichts ist, alles machen.
Dem, welcher Gott vertraut, gelingen alle Sachen.

8. Soli e Coro
Hautbois I/II, Violino I/II, Viola, Continuo
Schmekket und sehet, wie freundlich der Herr ist.
Wohl dem, der auf ihn trauet.

 
 

BWV 93
Wer nur den lieben Gott lässt walten

Besetzung: Soli: S A T B, Coro: S A T B, Hautbois I/II,
Violino I/II, Viola, Continuo
Entstehungszeit: 9. Juli 1724
Text: 1, 4, 7 und 2 (ohne Schlusszeile): Georg Neumark 1641;
3, 5, 6: Umdichtungen durch unbekanntem Dichter.
Anlass: 5. Sonntag nach Trinitatis

1. Coro
Hautbois I/II, Violino I/II, Viola, Continuo
Wer nur den lieben Gott lässt walten
Und hoffet auf ihn allezeit,
Den wird er wunderlich erhalten
In allem Kreuz und Traurigkeit.
Wer Gott, dem Allerhöchsten, traut,
Der hat auf keinen Sand gebaut.

2. Choral e Recitativo B
Continuo
Was helfen uns die schweren Sorgen?
Sie drücken nur das Herz
Mit Zentnerpein, mit tausend Angst und Schmerz.
Was hilft uns unser Weh und Ach?
Es bringt nur bittres Ungemach.
Was hilft es, dass wir alle Morgen
mit Seufzen von dem Schlaf aufstehn
Und mit beträntem Angesicht des Nachts zu Bette gehn?
Wir machen unser Kreuz und Leid
Durch bange Traurigkeit nur größer.
Drum tut ein Christ viel besser,
Er trägt sein Kreuz mit christlicher Gelassenheit.

3. Aria T
Violino I/II, Viola, Continuo
Man halte nur ein wenig stille,
Wenn sich die Kreuzesstunde naht,
Denn unsres Gottes Gnadenwille
Verlässt uns nie mit Rat und Tat.
Gott, der die Auserwählten kennt,
Gott, der sich uns ein Vater nennt,
Wird endlich allen Kummer wenden
Und seinen Kindern Hilfe senden.

4. Aria (Duetto) S A
Violino I/II, Viola, Continuo
Er kennt die rechten Freudesstunden,
Er weiß wohl, wenn es nützlich sei;
Wenn er uns nur hat treu erfunden
Und merket keine Heuchelei,
So kömmt Gott, eh wir uns versehn,
Und lässet uns viel Guts geschehn.

5. Choral e Recitativo T
Continuo
Denk nicht in deiner Drangsalhitze,
Wenn Blitz und Donner kracht
Und dir ein schwüles Wetter bange macht,
Dass du von Gott verlassen seist.
Gott bleibt auch in der größten Not,
Ja gar bis in den Tod
Mit seiner Gnade bei den Seinen.
Du darfst nicht meinen,
Dass dieser Gott im Schoße sitze,
Der täglich wie der reiche Mann,
In Lust und Freuden leben kann.
Der sich mit stetem Glücke speist,
Bei lauter guten Tagen,
Muss oft zuletzt,
Nachdem er sich an eitler Lust ergötzt,
"Der Tod in Töpfen!" sagen.
Die Folgezeit verändert viel!
Hat Petrus gleich die ganze Nacht
Mit leerer Arbeit zugebracht
Und nichts gefangen:
Auf Jesu Wort kann er noch einen Zug erlangen.
Drum traue nur in Armut, Kreuz und Pein
Auf deines Jesu Güte
Mit gläubigem Gemüte;
Nach Regen gibt er Sonnenschein
Und setzet jeglichem sein Ziel.

6. Aria S
Hautbois I, Continuo
Ich will auf den Herren schaun
Und stets meinem Gott vertraun.
Er ist der rechte Wundermann.
Der die Reichen arm und bloß
Und die Armen reich und groß
Nach seinem Willen machen kann.

7. Choral
Hautbois I/II e Violino I col Soprano, Violino II coll' Alto, Viola col Tenore, Continuo
Sing, bet und geh auf Gottes Wegen,
Verricht das Deine nur getreu
Und trau des Himmels reichem Segen,
So wird er bei dir werden neu;
Denn welcher seine Zuversicht
Auf Gott setzt, den verlässt er nicht.

 
 

Felix Mendelssohn Bartholdy
(1809-1847)
Wer nur den lieben Gott lässt walten

Besetzung: Solo: S, Coro: S A T B, Violino I/II, Violoncello, Kontrabaß
Entstehungszeit: 1828/29
Text: 1: Israel Clauder 1699; 2, 3, 4: Georg Neumark 1641

1. Choral
Mein Gott, du weißt am allerbesten das,
Was mir gut und nützlich sei.
Hinweg mit allem Menschenwesen,
Weg mit dem eigenen Gebäu.
Gib, Herr, dass ich auf dich nur bau
Und dir alleine ganz vertrau.

2. Coro
Violino I/II, Viola, Violoncello, Kontrabaß
Wer nur den lieben Gott lässt walten
Und hoffet auf ihn allezeit,
Den wird er wunderbar erhalten
In allem Kreuz und Traurigkeit.
Wer Gott dem Allerhöchsten traut,
Der hat auf keinen Sand gebaut.

3. Aria S
Violino I/II, Viola, Violoncello, Kontrabaß
Er kennt die rechten Freudenstunden,
Er weiss wohl, wann es nützlich sei,
Wenn er uns nur hat treu erfunden,
Und merket keine Heuchelei,
So kommt Gott, eh wirs uns versehn,
Und lässet uns viel Guts geschen.

4. Coro
Violino I/II, Viola, Violoncello, Kontrabaß
Sing, bet und geh auf Gottes Wegen,
Verricht das deine nur getreu
Und trau des Himmels reichem Segen,
denn welcher seine Zuversicht,
Auf Gott setzt den verlässt er nicht