Bachkantaten in der Predigerkirche
 
 

BWV 57
Selig ist der Mann
Dialogus

Besetzung: Soli: S B, Coro: S A T B, Hautbois I/II,
Hautbois da caccia, Violino I/II, Viola, Organo, Continuo
Erstaufführung: 26. Dezember 1725
Text: Georg Christian Lehms 1711; 1: Jacobus 1, 12; 8: Strophe 6 aus „Hast du denn, Jesu, dein Angesicht gänzlich verborgen“ (Ahasverus Fritsch, 1668)
Anlass: 2. Weihnachtstag

Seele (S), Jesus (B)

1. Aria B
Hautbois I/II, Taille, Violino I/II, Viola, Continuo
Selig ist der Mann, der die Anfechtung erduldet; denn, nachdem er bewähret ist, wird er die Krone des Lebens empfahen.

2. Recitativo S
Continuo
Ach! dieser süße Trost
Erquickt auch mir mein Herz,
Das sonst in Ach und Schmerz
Sein ewig Leiden findet
Und sich als wie ein Wurm in seinem Blute windet.
Ich muss als wie ein Schaf
Bei tausend rauhen Wölfen leben;
Ich bin ein recht verlassnes Lamm,
Und muss mich ihrer Wut
Und Grausamkeit ergeben.
Was Abeln dort betraf,
Erpresset mir auch diese Tränenflut.
Ach! Jesu, wüsst ich hier
Nicht Trost von dir,
So müßte Mut und Herze brechen,
Und voller Trauren sprechen:

3. Aria S
Violino I/II, Viola, Continuo
Ich wünschte mir den Tod, den Tod,
Wenn du, mein Jesu, mich nicht liebtest.
    Ja wenn du mich annoch betrübtest,
    So hätt ich mehr als Höllennot.

4. Recitativo S B  
Continuo
Basso
Ich reiche dir die Hand
Und auch damit das Herze.
Soprano
Ach! süßes Liebespfand,
Du kannst die Feinde stürzen
Und ihren Grimm verkürzen.

5. Aria B
Violino I/II, Viola, Continuo
Ja, ja, ich kann die Feinde schlagen,
Die dich nur stets bei mir verklagen,
Drum fasse dich, bedrängter Geist.
    Bedrängter Geist, hör auf zu weinen,
    Die Sonne wird noch helle scheinen,
    Die dir itzt Kummerwolken weist.

6. Recitativo S B  
Continuo
Basso
In meiner Schoß liegt Ruh und Leben,
Dies will ich dir einst ewig geben.
Soprano
Ach! Jesu, wär ich schon bei dir,
Ach striche mir
Der Wind schon über Gruft und Grab,
So könnt ich alle Not besiegen.
Wohl denen, die im Sarge liegen
Und auf den Schall der Engel hofften!
Ach! Jesu, mache mir doch nur,
Wie Stephano, den Himmel offen!
Mein Herz ist schon bereit,
Zu dir hinaufzusteigen.
Komm, komm, vergnügte Zeit!
Du magst mir Gruft und Grab
Und meinen Jesum zeigen.

7. Aria S
Violino, Continuo
Ich ende behände mein irdisches Leben,
Mit Freuden zu scheiden verlang ich itzt eben.
Mein Heiland, ich sterbe mit höchster Begier,
Hier hast du die Seele, was schenkest du mir?

8. Choral
Richte dich, Liebste, nach meinem Gefallen und gläube
Dass ich dein Seelenfreund immer und ewig verbleibe,
Der dich ergötzt
Und in den Himmel versetzt
Aus dem gemarterten Leibe.

 
 

BWV 58
Ach Gott, wie manches Herzeleid
Dialogus

Besetzung: S B, Hautbois I/II, Taille, Violino I/II, Viola, Continuo
Erstaufführung: 5. Januar 1727; Wiederaufführung 4. Januar 1733 oder 3. Januar 1734
Text: unbekannter Dichter; 1: Martin Moller 1587; 5: Martin Behm 1610
Anlass: Sonntag nach Neujahr

1. Choral e Aria S B
Hautbois I/II, Taille, Violino I/II, Viola, Continuo
Ach Gott, wie manches Herzeleid
Begegnet mir zu dieser Zeit!
Der schmale Weg ist Trübsals voll,
Den ich zum Himmel wandern soll.
Nur Geduld, Geduld, mein Herze,
Es ist eine böse Zeit!
Doch der Gang zur Seligkeit
Führt zur Freude nach dem Schmerze.

2. Recitativo B
Continuo
Verfolgt dich gleich die arge Welt,
So hast du dennoch Gott zum Freunde,
Der wider deine Feinde
Dir stets den Rücken hält.
Und wenn der wütende Herodes
Das Urteil eines schmähen Todes
Gleich über unsern Heiland fällt,
So kommt ein Engel in der Nacht,
Der lässet Joseph träumen,
Dass er dem Würger soll entfliehen
Und nach Ägypten ziehen.
Gott hat ein Wort, das dich vertrauend macht.
Er spricht: Wenn Berg und Hügel niedersinken,
Wenn dich die Flut des Wassers will ertrinken,
So will ich dich doch nicht verlassen noch versäumen.

3. Aria S
Violino solo, Continuo
Ich bin vergnügt in meinem Leiden,
Denn Gott ist meine Zuversicht.
    Ich habe sichern Brief und Siegel,
    Und dieses ist der feste Riegel,
    Den bricht die Hölle selber nicht.

4. Recitativo S
Continuo
Kann es die Welt nicht lassen,
Mich zu verfolgen und zu hassen,
So weist mir Gottes Hand
Ein andres Land.
Ach! könnt es heute noch geschehen,
Dass ich mein Eden möchte sehen!

5. Choral e Aria S B
Hautbois I/II, Taille, Violino I/II, Viola, Continuo
Ich hab für mir ein schwere Reis
Zu dir ins Himmels Paradeis,
Da ist mein rechtes Vaterland,
Daran du dein Blut hast gewandt.
Nur getrost, getrost, ihr Herzen,
Hier ist Angst, dort Herrlichkeit!
Und die Freude jener Zeit
Überwieget alle Schmerzen.

 
 

BWV 143
Lobe den Herrn, meine Seele

Besetzung: Soli: S T B, Coro: S A T B, Corno da caccia I-III, Tamburi, Fagotto, Violino I/II, Viola, Continuo
Erstaufführung: unbekannt (1708/1714?)
Text: unbekannter Dichter; Sätze 1, 3, 5, 7: Psalm 146, 1, 5, 10a, 10b.
Sätze 2, 7 (hier verbunden mit Psalm 146, 10b): Strophe 1 bzw. 3 aus „Du Friedefürst, Herr Jesu Christ“, Jakob Ebert 1610.
Anlass: Neujahr
Echtheit nicht gesichert

1. Coro
Corno da caccia I-III, Tamburi, Fagotto, Violino I/II, Viola, Continuo
Lobe den Herrn, meine Seele.

2. Choral S
Violino, Continuo
Du Friedefürst, Herr Jesu Christ,
Wahr' Mensch und wahrer Gott,
Ein starker Nothelfer du bist
Im Leben und im Tod;
Drum wir allein
Im Namen dein
Zu deinem Vater schreien.

3. Recitativo T
Continuo
Wohl dem, des Hülfe der Gott Jakob ist, des Hoffnung auf dem Herrn, seinem Gotte, stehet.

4. Aria T
Violino I/II, Viola, Fagotto, Continuo
Tausendfaches Unglück, Schrecken,
Trübsal, Angst und schneller Tod,
Völker, die das Land bedecken,
Sorgen und sonst noch mehr Not
Sehen andre Länder zwar,
Aber wir ein Segensjahr.

5. Aria B
Corno da caccia I-III, Tamburi, Fagotto, Continuo
Der Herr ist König ewiglich, dein Gott, Zion, für und für.

6. Aria T
Fagotto, Violino I/II, Viola, Continuo
Jesu, Retter deiner Herde,
Bleibe ferner unser Hort,
Dass dies Jahr uns glücklich werde,
Halte Wacht an jedem Ort.
Führ, o Jesu, deine Schar
Bis zu jenem neuen Jahr.

7. Coro
Corno da caccia I-III, Tamburi, Fagotto, Violino I/II, Viola, Continuo
Alleluja.
Gedenk, Herr, jetzund an dein Amt,
Dass du ein Friedfürst bist,
Und hilf uns gnädig allesamt
Jetzund zu dieser Frist;
Lass uns hinfort
Dein göttlich Wort
Im Fried noch länger schallen.

 
 
 
 
 

 

Texte mit freundlicher Genehmigung übernommen von der Website
The Bach Cantatas (Walter F. Bischof)