Bachkantaten in der Predigerkirche
 

BWV 56
Ich will den Kreuzstab gerne tragen

Besetzung: Solo: B, Coro: S A T B, Hautbois I/II, Taille, Violino I/II,
Viola, Continuo
Erstaufführung: 27. Oktober 1726
Text: 1-4: unbekannter Dichter; 5: Johann Franck 1653
Anlass: 19. Sonntag nach Trinitatis

1. Aria B
Hautbois I/II, Taille, Violino I/II, Viola, Continuo
Ich will den Kreuzstab gerne tragen,
Er kömmt von Gottes lieber Hand,
Der führet mich nach meinen Plagen
Zu Gott, in das gelobte Land.
Da leg ich den Kummer auf einmal ins Grab,
Da wischt mir die Tränen mein Heiland selbst ab.

2. Recitativo B
Violoncello, Continuo
Mein Wandel auf der Welt
Ist einer Schiffahrt gleich:
Betrübnis, Kreuz und Not
Sind Wellen, welche mich bedecken
Und auf den Tod
Mich täglich schrecken;
Mein Anker aber, der mich hält,
Ist die Barmherzigkeit,
Womit mein Gott mich oft erfreut.
Der rufet so zu mir:
Ich bin bei dir,
Ich will dich nicht verlassen noch versäumen!
Und wenn das wütenvolle Schäumen
Sein Ende hat,
So tret ich aus dem Schiff in meine Stadt,
Die ist das Himmelreich,
Wohin ich mit den Frommen
Aus vielem Trübsal werde kommen.

3. Aria B
Hautbois, Continuo
Endlich, endlich wird mein Joch
Wieder von mir weichen müssen.
    Da krieg ich in dem Herren Kraft,
    Da hab ich Adlers Eigenschaft,
    Da fahr ich auf von dieser Erden
    Und laufe sonder matt zu werden.
    O gescheh es heute noch!

4. Recitativo e Arioso B
Violino I/II, Viola, Continuo
Ich stehe fertig und bereit,
Das Erbe meiner Seligkeit
Mit Sehnen und Verlangen
Von Jesus Händen zu empfangen.
Wie wohl wird mir geschehn,
Wenn ich den Port der Ruhe werde sehn.
Da leg ich den Kummer auf einmal ins Grab,
Da wischt mir die Tränen mein Heiland selbst ab.

5. Choral
Komm, o Tod, du Schlafes Bruder,
Komm und führe mich nur fort;
Löse meines Schiffleins Ruder,
Bringe mich an sichern Port!
Es mag, wer da will, dich scheuen,
Du kannst mich vielmehr erfreuen;
Denn durch dich komm ich herein
Zu dem schönsten Jesulein.

 
 

BWV 77
Du sollt Gott, deinen Herren, lieben

Besetzung: Soli: S A T B, Coro: S A T B , Tromba, Tromba da tirarsi,
Hautbois I/II, Violino I/II, Viola, Continuo
Erstaufführung: 22. August 1723
Text: unbekannter Dichter; 1: Lukas 10,27;
6: Text nicht überliefert. Ergänzung: 8. Strophe des Liedes "Wenn einer alle Ding verstünd" von David Dennicke 1657, in der Fassung von Georg Christian Schemelli, Leipzig 1736
Anlass: 13. Sonntag nach Trinitatis

1. (Coro)
Tromba da tirarsi, Violino I/II, Viola, Continuo
Du sollt Gott, deinen Herren, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von allen Kräften und von ganzem Gemüte und deinen Nächsten als dich selbst.

2. Recitativo B
Continuo
So muss es sein!
Gott will das Herz vor sich alleine haben.
Man muss den Herrn von ganzer Seelen
Zu seiner Lust erwählen
Und sich nicht mehr erfreun,
Als wenn er das Gemüte
Durch seinen Geist entzündt,
Weil wir nur seiner Huld und Güte
Alsdenn erst recht versichert sind.

3. Aria S
Hautbois I/II, Continuo
Mein Gott, ich liebe dich von Herzen,
Mein ganzes Leben hangt dir an.
Laß mich doch dein Gebot erkennen
Und in Liebe so entbrennen,
Dass ich dich ewig lieben kann.

4. Recitativo T
Violino I/II, Viola, Continuo
Gib mir dabei, mein Gott! ein Samariterherz,
Dass ich zugleich den Nächsten liebe
Und mich bei seinem Schmerz
Auch über ihn betrübe,
Damit ich nicht bei ihm vorübergeh
Und ihn in seiner Not nicht lasse.
Gib, dass ich Eigenliebe hasse,
So wirst du mir dereinst das Freudenleben
Nach meinem Wunsch, jedoch aus Gnaden geben

5. Aria A
Tromba, Continuo
Ach, es bleibt in meiner Liebe
Lauter Unvollkommenheit!
Hab ich oftmals gleich den Willen,
Was Gott saget, zu erfüllen,
Fehlt mir's doch an Möglichkeit.

6. Choral
Herr Jesu! du stellst selber dich,
zum Vorbild wahrer Liebe.
Verleih, daß demzufolge ich
die lieb am nächsten übe.
Daß ich in allem, wo ich kann,
lieb treu und hülfe jedermann,
wie ich mirs wünsch, erweise.

 
 
 
 

 

Texte mit freundlicher Genehmigung übernommen von der Website
The Bach Cantatas (Walter F. Bischof)