Bachkantaten in der Predigerkirche
 
 
BWV 3
Ach Gott, wie manches Herzeleid I

Besetzung: Soli: S A T B, Coro: S A T B, Corno, Trombona,
Hautbois d'amour I/II, Violino I/II, Viola, Continuo
Erstaufführung: 14. Januar 1725
Text: 1, 2, 6: Martin Moller 1587;
3-5: Umdichtung eines unbekannten Bearbeiters
Anlass: 2. Sonntag nach Epiphanias

1. Coro
Hautbois d'amour I/II, Trombona, Violino I/II, Viola, Continuo
Ach Gott, wie manches Herzeleid
Begegnet mir zu dieser Zeit!
Der schmale Weg ist trübsalvoll,
Den ich zum Himmel wandern soll.

2. Recitativo (e Choral) T A S B
Continuo
Wie schwerlich lässt sich Fleisch und Blut
(Tenore)
So nur nach Irdischem und Eitlem trachtet
Und weder Gott noch Himmel achtet,
Zwingen zu dem ewigen Gut!
(Alto)
Da du, o Jesu, nun mein alles bist,
Und doch mein Fleisch so widerspenstig ist.
Wo soll ich mich denn wenden hin?
(Soprano)
Das Fleisch ist schwach, doch will der Geist;
So hilf du mir, der du mein Herze weißt.
Zu dir, o Jesu, steht mein Sinn.
(Basso)
Wer deinem Rat und deiner Hilfe traut,
Der hat wohl nie auf falschen Grund gebaut,
Da du der ganzen Welt zum Trost gekommen,
Und unser Fleisch an dich genommen,
So rettet uns dein Sterben
Vom endlichen Verderben.
Drum schmecke doch ein gläubiges Gemüte
Des Heilands Freundlichkeit und Güte.

3. Aria B
Continuo
Empfind ich Höllenangst und Pein,
Doch muss beständig in dem Herzen
Ein rechter Freudenhimmel sein.
    Ich darf nur Jesu Namen nennen,
    Der kann auch unermessne Schmerzen
    Als einen leichten Nebel trennen.

4. Recitativo T
Continuo
Es mag mir Leib und Geist verschmachten,
Bist du, o Jesu, mein
Und ich bin dein,
Will ichs nicht achten.
Dein treuer Mund
Und dein unendlich Lieben,
Das unverändert stets geblieben,
Erhält mir noch den ersten Bund,
Der meine Brust mit Freudigkeit erfüllet
Und auch des Todes Furcht, des Grabes Schrecken stillet.
Fällt Not und Mangel gleich von allen Seiten ein,
Mein Jesus wird mein Schatz und Reichtum sein.

5. Aria (Duetto) S A
Hautbois d'amour I/II e Violino I all' unisono, Continuo
Wenn Sorgen auf mich dringen,
Will ich in Freudigkeit
Zu meinem Jesu singen.
    Mein Kreuz hilft Jesus tragen,
    Drum will ich gläubig sagen:
    Es dient zum besten allezeit.

6. Choral
Erhalt mein Herz im Glauben rein,
So leb und sterb ich dir allein.
Jesu, mein Trost, hör mein Begier,
O mein Heiland, wär ich bei dir.

 
 
Georg Philipp Telemann
TWV 4:18
Ein Mensch ist in seinem Leben wie Gras
(Lamentatio auf die Hinfälligkeit des menschlichen Lebens)

Besetzung: Soli: A T B, Coro: S A T B, Violino I/II, Viola I/II, Continuo
Erstaufführung: vor 1720?
Text: 1: Psalm 103,15-16; 4: Psalm 90,12; 8: Johann Leon, Nürnberg 1589: Ich hab mein Sach Gott heimgestellt, Strophe 9 und 18;
unbekannter Dichter
Anlass: Trauerfeier (?) / 16. Sonntag nach Trinitatis (?)

1. Coro, T
Violino I/II, Viola I/II, Continuo
Ein Mensch ist in seinem Leben wie Gras,
er blühet wie eine Blume auf dem Felde,
Wenn der Wind darüber gehet,
so ist sie nimmer da,
und ihre Stätte kennet sie nicht mehr.

2. Rezitativo T
Violino I/II, Viola I/II, Continuo
O Unbeständigkeit! O elendvolles Leben!
Wie kurz ist doch der Menschen Zeit!
Wie wenig sind der Jahr,
in welchen wir mit äusserster Gefahr,
in Sorgen, Furcht und Hoffnung
müssen schweben.
Ein einzger Wind reisst unser Leben ab,
und bringet uns noch vor der Zeit ins Grab.

3. Arie T
Violino, Continuo
O angst- und kummervolles Leben,
wir sind dem Tode gar zu nah.
Ein Wind streicht doch ja nur vorbei
und reisst die Lebensblum entzwei
und wir sind weiter nicht mehr da.

4. Coro
Violino I/II, Viola I/II, Continuo
Herr, lehre uns bedenken,
dass wir sterben müssen
auf dass wir klug werden.

5. Rezitativo A
Violino I/II, Viola I/II, Continuo
Bei so gar kurzer Zeit
des elendvollen Lebens,
bei unverhoffter Todesfrist
erfordert die Notwendigkeit,
das Ende zu betrachten,
da lässt man, was dahinten ist,
man lernt die Eitelkeit verachten,
und kann auf dieser Erden
recht klug, dort ewig selig werden.

6. Duetto A, B
Violino I/II, Viola I/II, Continuo
Jesu, lehre mich bedenken,
dass ich einsten sterben muss.
Und wenn der erlöste Geist
aus dem Leibeskerker reist
so überwinde nur des bittern Todesschuss.

7. Coro
Violino I/II, Viola I/II, Continuo
So wird des Lebens End recht seliglich betracht,
man fähret Himmel auf und ruft:
Welt, gute Nacht!

8. Choral
Das macht die Sünd, du treuer Gott,
dadurch ist kommen der bittre Tod,
der nimmt und frisst alle Menschenkind,
wie er sie find, fragt nicht,
wes Stands oder Herrn sie sind.

Amen, mein lieber frommer Gott,
bescher uns all'n ein sel'gen Tod!
Hilf, dass wir mögen all' zugleich
bald in dein Reich
kommen und bleiben ewiglich.

 
 

 

Text BWV 3 übernommen von der Website The Bach Cantatas
(Walter F. Bischof), mit freundlicher Genehmigung.