Bachkantaten in der Predigerkirche
8. August 2010
 
 
BWV 179
Siehe zu, dass deine Gottesfurcht nicht Heuchelei sei

Besetzung: Soli: S T B, Coro: S A T B, Hautbois I/II,
Hautbois da caccia I/II, Violino I/II, Viola, Continuo
Erstaufführung: 8. August 1723
Text: unbekannter Dichter; 1: Jesus Sirach 1,34; 6: Christoph Tietze 1663
Anlass: 11. Sonntag nach Trinitatis

1. (Coro)
Violino I/II, Viola, Continuo
Siehe zu, dass deine Gottesfurcht nicht Heuchelei sei, und diene Gott nicht mit falschem Herzen!

2. Recitativo T
Continuo
Das heutge Christentum
Ist leider schlecht bestellt:
Die meisten Christen in der Welt
Sind laulichte Laodicäer
Und aufgeblasne Pharisäer,
Die sich von außen fromm bezeigen
Und wie ein Schilf den Kopf zur Erde beugen,
Im Herzen aber steckt ein stolzer Eigenruhm;
Sie gehen zwar in Gottes Haus
Und tun daselbst die äußerlichen Pflichten,
Macht aber dies wohl einen Christen aus?
Nein, Heuchler könnens auch verrichten.

3. Aria T
Hautbois I/II, Violino I/II, Viola, Continuo
Falscher Heuchler Ebenbild
Können Sodomsäpfel heißen,
Die mit Unflat angefüllt
Und von außen herrlich gleißen.
Heuchler, die von außen schön,
Können nicht vor Gott bestehn.

4. Recitativo B
Continuo
Wer so von innen wie von außen ist,
Der heißt ein wahrer Christ.
So war der Zöllner in dem Tempel,
Der schlug in Demut an die Brust,
Er legte sich nicht selbst ein heilig Wesen bei;
Und diesen stelle dir,
O Mensch, zum rühmlichen Exempel
In deiner Buße für;
Bist du kein Räuber, Ehebrecher,
Kein ungerechter Ehrenschwächer,
Ach bilde dir doch ja nicht ein,
Du seist deswegen engelrein!
Bekenne Gott in Demut deine Sünden,
So kannst du Gnad und Hilfe finden!

5. Aria S
Hautbois da caccia I/II, Continuo
Liebster Gott, erbarme dich,
Laß mir Trost und Gnad erscheinen!
    Meine Sünden kränken mich
    Als ein Eiter in Gebeinen,
    Hilf mir, Jesu, Gottes Lamm,
    Ich versink im tiefen Schlamm!

6. Choral
Ich armer Mensch, ich armer Sünder
Steh hier vor Gottes Angesicht.
Ach Gott, ach Gott, verfahr gelinder
Und geh nicht mit mir ins Gericht!
Erbarme dich, erbarme dich,
Gott, mein Erbarmer, über mich!

 
 
BWV 101
Nimm von uns, Herr, du treuer Gott

Besetzung: Soli: S A T B, Coro: S A T B, Cornetto, Trombona I-III,
Traversa, Hautbois I/II, Hautbois da caccia (Taille), Violino I/II,
Viola, Continuo
Erstaufführung: 13. August 1724
Text: 1, 3, 5, 6, 7: Martin Moller 1584 (siehe Einführungstext);
2, 3, 4, 5, 6: Umdichtungen eines unbekannten Bearbeiters
(Zitate aus Mollers Text sind fett gesetzt)
Anlass: 10. Sonntag nach Trinitatis

1. Coro
Cornetto, Trombona I-III, Traversa, Hautbois I/II,
Hautbois da caccia, Violino I/II, Viola, Continuo
Nimm von uns, Herr, du treuer Gott,
Die schwere Straf und große Not,
Die wir mit Sünden ohne Zahl
Verdienet haben allzumal.
Behüt für Krieg und teurer Zeit,
Für Seuchen, Feur und großem Leid.

2. Aria T
Traversa, Continuo
Handle nicht nach deinen Rechten
Mit uns bösen Sündenknechten,
Laß das Schwert der Feinde ruhn!
Höchster, höre unser Flehen,
Dass wir nicht durch sündlich Tun
Wie Jerusalem vergehen!

3. Choral e Recitativo S
Continuo
Ach! Herr Gott, durch die Treue dein
Wird unser Land in Frieden und Ruhe sein.
Wenn uns ein Unglückswetter droht,
So rufen wir,
Barmherziger Gott, zu dir
In solcher Not:
Mit Trost und Rettung uns erschein!
Du kannst dem feindlichen Zerstören
Durch deine Macht und Hilfe wehren.
Beweis an uns deine große Gnad
Und straf uns nicht auf frischer Tat,

Wenn unsre Füsse wanken wollten
Und wir aus Schwachheit straucheln sollten.
Wohn uns mit deiner Güte bei
Und gib, dass wir
Nur nach dem Guten streben,
Damit allhier
Und auch in jenem Leben
Dein Zorn und Grimm fern von uns sei.

4. Aria B
Hautbois I/II, Taille, Continuo
Warum will du so zornig sein?
Es schlagen deines Eifers Flammen
Schon über unserm Haupt zusammen.
Ach, stelle doch die Strafen ein
Und trag aus väterlicher Huld
Mit unserm schwachen Fleisch Geduld!

5. Choral e Recitativo T
Continuo
Die Sünd hat uns verderbet sehr.
So müssen auch die Frömmsten sagen
Und mit betränten Augen klagen:
Der Teufel plagt uns noch viel mehr.
Ja, dieser böse Geist,
Der schon von Anbeginn ein Mörder heißt,
Sucht uns um unser Heil zu bringen
Und als ein Löwe zu verschlingen.
Die Welt, auch unser Fleisch und Blut
Uns allezeit verführen tut.

Wir treffen hier auf dieser schmalen Bahn
Sehr viel Hindernis im Guten an.
Solch Elend kennst du, Herr, allein:
Hilf, Helfer, hilf uns Schwachen,
Du kannst uns stärker machen!
Ach, lass uns dir befohlen sein.

6. Aria (Duetto) S A
Traversa, Hautbois da caccia, Continuo
Gedenk an Jesu bittern Tod!
Nimm, Vater, deines Sohnes Schmerzen
Und seiner Wunden Pein zu Herzen,
Die sind ja für die ganze Welt
Die Zahlung und das Lösegeld;

Erzeig auch mir zu aller Zeit,
Barmherzger Gott, Barmherzigkeit!
Ich seufze stets in meiner Not:
Gedenk an Jesu bittern Tod!

7. Choral
Leit uns mit deiner rechten Hand
Und segne unser Stadt und Land;
Gib uns allzeit dein heilges Wort,
Behüt für's Teufels List und Mord;
Verleih ein selges Stündelein,
Auf dass wir ewig bei dir sein.

 

 

Texte mit freundlicher Genehmigung übernommen von der Website
The Bach Cantatas (Walter F. Bischof)