Bachkantaten in der Predigerkirche
 
 
BWV 7
Christ unser Herr zum Jordan kam

Besetzung: Soli: A T B, Coro: S A T B, Hautbois d'amour I/II, Violino concertante I/II, Violino I/II, Viola, Continuo
Erstaufführung: 24. Juni 1724
Text: 1,7: Martin Luther 1524; 2-6: unbekannter Dichter
Anlass: Johannis (24. Juni)

1. (Coro)
Hautbois d'amour I/II, Violino concertante, Violino I/II, Viola, Continuo
Christ unser Herr zum Jordan kam
Nach seines Vaters Willen,
Von Sankt Johanns die Taufe nahm,
Sein Werk und Amt zu erfüllen;
Da wollt er stiften uns ein Bad,
Zu waschen uns von Sünden,
Ersäufen auch den bittern Tod
Durch sein selbst Blut und Wunden;
Es galt ein neues Leben.

2. Aria B
Continuo
Merkt und hört, ihr Menschenkinder,
Was Gott selbst die Taufe heißt.
    Es muss zwar hier Wasser sein,
    Doch schlecht Wasser nicht allein.
    Gottes Wort und Gottes Geist
    Tauft und reiniget die Sünder.

3. Recitativo T
Continuo
Dies hat Gott klar
Mit Worten und mit Bildern dargetan,
Am Jordan ließ der Vater offenbar
Die Stimme bei der Taufe Christi hören;
Er sprach: Dies ist mein lieber Sohn,
An diesem hab ich Wohlgefallen,
Er ist vom hohen Himmelsthron
Der Welt zugut
In niedriger Gestalt gekommen
Und hat das Fleisch und Blut
Der Menschenkinder angenommen;
Den nehmet nun als euren Heiland an
Und höret seine teuren Lehren!

4. Aria T
Violino I/II, Continuo
Des Vaters Stimme ließ sich hören,
Der Sohn, der uns mit Blut erkauft,
Ward als ein wahrer Mensch getauft.
Der Geist erschien im Bild der Tauben,
Damit wir ohne Zweifel glauben,
Es habe die Dreifaltigkeit
Uns selbst die Taufe zubereit'.

5. Recitativo B
Violino I/II, Viola, Continuo
Als Jesus dort nach seinen Leiden
Und nach dem Auferstehn
Aus dieser Welt zum Vater wollte gehn,
Sprach er zu seinen Jüngern:
Geht hin in alle Welt und lehret alle Heiden,
Wer glaubet und getaufet wird auf Erden,
Der soll gerecht und selig werden.

6. Aria A
Hautbois d'amour I/II e Violino I all' unisono, Violino II,
Viola, Continuo
Menschen, glaubt doch dieser Gnade,
Dass ihr nicht in Sünden sterbt,
Noch im Höllenpfuhl verderbt!
Menschenwerk und -heiligkeit
Gilt vor Gott zu keiner Zeit.
Sünden sind uns angeboren,
Wir sind von Natur verloren;
Glaub und Taufe macht sie rein,
Dass sie nicht verdammlich sein.

7. Choral
Das Aug allein das Wasser sieht,
Wie Menschen Wasser gießen,
Der Glaub allein die Kraft versteht
Des Blutes Jesu Christi,
Und ist für ihm ein rote Flut
Von Christi Blut gefärbet,
Die allen Schaden heilet gut
Von Adam her geerbet,
Auch von uns selbst begangen.

 
 

BWV 186
Ärgre dich, o Seele, nicht

Besetzung: Soli: S A T B, Coro: S A T B, Hautbois I/II, Taille,
Bassono, Violino I/II, Viola, Continuo
Erstaufführung: 11. Juli 1723
Text: 1,3,8,10: Salomo Franck 1717; 6: Paul Speratus 1523; Rest: unbekannter Dichter
Anlass: 7. Sonntag nach Trinitatis

Erster Teil 

1. Coro
Hautbois I/II, Taille, Bassono, Violino I/II, Viola, Continuo
Ärgre dich, o Seele, nicht,
Dass das allerhöchste Licht,
Gottes Glanz und Ebenbild,
Sich in Knechtsgestalt verhüllt,
Ärgre dich, o Seele, nicht!

2. Recitativo B
Continuo
Die Knechtsgestalt, die Not, der Mangel
Trifft Christi Glieder nicht allein,
Es will ihr Haupt selbst arm und elend sein.
Und ist nicht Reichtum, ist nicht Überfluss
Des Satans Angel,
So man mit Sorgfalt meiden muss?
Wird dir im Gegenteil
Die Last zu viel zu tragen,
Wenn Armut dich beschwert,
Wenn Hunger dich verzehrt,
Und willst sogleich verzagen,
So denkst du nicht an Jesum, an dein Heil.
Hast du wie jenes Volk nicht bald zu essen,
So seufzest du: Ach Herr, wie lange willst du mein vergessen?

3. Aria B
Continuo
Bist du, der mir helfen soll,
Eilst du nicht, mir beizustehen?
Mein Gemüt ist zweifelsvoll,
Du verwirfst vielleicht mein Flehen;
Doch, o Seele, zweifle nicht,
Laß Vernunft dich nicht bestricken.
Deinen Helfer, Jakobs Licht,
Kannst du in der Schrift erblicken.

4. Recitativo T
Continuo
Ach, dass ein Christ so sehr
Vor seinen Körper sorgt!
Was ist er mehr?
Ein Bau von Erden,
Der wieder muss zur Erde werden,
Ein Kleid, so nur geborgt.
Er könnte ja das beste Teil erwählen,
So seine Hoffnung nie betrügt:
Das Heil der Seelen,
So in Jesu liegt.
O selig! wer ihn in der Schrift erblickt,
Wie er durch seine Lehren
Auf alle, die ihn hören,
Ein geistlich Manna schickt!
Drum, wenn der Kummer gleich das Herze nagt und frisst,
So schmeckt und sehet doch, wie freundlich Jesus ist.

5. Aria T
Hautbois, Violino I/II, Continuo
Mein Heiland lässt sich merken
In seinen Gnadenwerken.
Da er sich kräftig weist,
Den schwachen Geist zu lehren,
Den matten Leib zu nähren,
Dies sättigt Leib und Geist.

6. Choral
Hautbois I/II, Violino I/II, Viola, Continuo
Ob sichs anließ, als wollt er nicht,
Laß dich es nicht erschrecken;
Denn wo er ist am besten mit,
Da will ers nicht entdecken.
Sein Wort lass dir gewisser sein,
Und ob dein Herz spräch lauter Nein,
So lass dir doch nicht grauen.


Zweiter Teil 

7. Recitativo B
Violino I/II, Viola, Continuo
Es ist die Welt die große Wüstenei;
Der Himmel wird zu Erz, die Erde wird zu Eisen,
Wenn Christen durch den Glauben weisen,
Dass Christi Wort ihr größter Reichtum sei;
Der Nahrungssegen scheint
Von ihnen fast zu fliehen,
Ein steter Mangel wird beweint,
Damit sie nur der Welt sich desto mehr entziehen;
Da findet erst des Heilands Wort,
Der höchste Schatz,
In ihren Herzen Platz:
Ja, jammert ihn des Volkes dort,
So muss auch hier sein Herze brechen
Und über sie den Segen sprechen.

8. Aria S
Violino I/II all' unisono, Continuo
Die Armen will der Herr umarmen
Mit Gnaden hier und dort;
Er schenket ihnen aus Erbarmen
Den höchsten Schatz, das Lebenswort.

9. Recitativo A
Continuo
Nun mag die Welt mit ihrer Lust vergehen;
Bricht gleich der Mangel ein,
Doch kann die Seele freudig sein.
Wird durch dies Jammertal der Gang
Zu schwer, zu lang,
In Jesu Wort liegt Heil und Segen.
Es ist ihres Fußes Leuchte und ein Licht auf ihren Wegen.
Wer gläubig durch die Wüste reist,
Wird durch dies Wort getränkt, gespeist;
Der Heiland öffnet selbst, nach diesem Worte,
Ihm einst des Paradieses Pforte,
Und nach vollbrachtem Lauf
Setzt er den Gläubigen die Krone auf.

10. Aria (Duetto) S A
Hautbois I/II, Taille, Violino I/II, Viola, Continuo
Laß, Seele, kein Leiden
Von Jesu dich scheiden,
Sei, Seele, getreu!
Dir bleibet die Krone
Aus Gnaden zu Lohne,
Wenn du von Banden des Leibes nun frei.

11. Choral
Hautbois I/II, Violino I/II, Viola, Continuo
Die Hoffnung wart' der rechten Zeit,
Was Gottes Wort zusaget.
Wenn das geschehen soll zur Freud,
Setzt Gott kein g'wisse Tage.
Er weiß wohl, wenn's am besten ist,
Und braucht an uns kein arge List,
Des solln wir ihm vertrauen.

 

 

Texte mit freundlicher Genehmigung übernommen von der Website
The Bach Cantatas (Walter F. Bischof)