Bachkantaten in der Predigerkirche
 
 
BWV 119
Preise, Jerusalem, den Herrn

Besetzung: Soli: S A T B, Coro: S A T B, Tromba I-IV, Tamburi,
Flauto I/II, Hautbois I-III, Hautbois da caccia I/II, Violino I/II,
Viola, Continuo
Erstaufführung: 30. August 1723
Text: unbekannter Dichter; 1: Psalm 147,12-14; 9: Martin Luther 1529
Anlass: Ratswechsel, Leipzig 1723

1. (Coro)
Tromba I-IV, Tamburi, Flauto I/II, Hautbois I-III, Violino I/II, Viola, Continuo
Preise, Jerusalem, den Herrn, lobe, Zion, deinen Gott! Denn er machet fest die Riegel deiner Tore und segnet deine Kinder drinnen, er schaffet deinen Grenzen Friede.

2. Recitativo T
Continuo
Gesegnet Land, glückselge Stadt,
Woselbst der Herr sein Herd und Feuer hat!
Wie kann Gott besser lohnen,
Als wo er Ehre lässt in einem Lande wohnen?
Wie kann er eine Stadt
Mit reicherm Nachdruck segnen,
Als wo er Güt und Treu einander lässt begegnen,
Wo er Gerechtigkeit und Friede
Zu küssen niemals müde,
Nicht müde, niemals satt
Zu werden teur verheißen, auch in der Tat erfüllet hat?
Da ist der Schluss gemacht: Gesegnet Land, glückselge Stadt!

3. Aria T
Hautbois da caccia I/II, Continuo
Wohl dir, du Volk der Linden,
Wohl dir, du hast es gut!
    Wieviel an Gottes Segen
    Und seiner Huld gelegen,
    Die überschwenglich tut,
    Kannst du an dir befinden.

4. Recitativo B
Tromba I-IV, Tamburi, Flauto I/II, Hautbois da caccia I/II, Continuo
So herrlich stehst du, liebe Stadt!
Du Volk, das Gott zum Erbteil sich erwählet hat!
Doch wohl! und aber wohl! wo man's zu Herzen fassen
Und recht erkennen will,
Durch wen der Herr den Segen wachsen lassen.
Ja!
Was bedarf es viel?
Das Zeugnis ist schon da,
Herz und Gewissen wird uns überzeugen,
Dass, was wir Gutes bei uns sehn,
Nächst Gott durch kluge Obrigkeit
Und durch ihr weises Regiment geschehn.
Drum sei, geliebtes Volk, zu treuem Dank bereit,
Sonst würden auch davon nicht deine Mauern schweigen!

5. Aria A
Flauto I/II, Continuo
Die Obrigkeit ist Gottes Gabe,
Ja selber Gottes Ebenbild.
    Wer ihre Macht nicht will ermessen,
    Der muss auch Gottes gar vergessen:
    Wie würde sonst sein Wort erfüllt?

6. Recitativo S
Continuo
Nun! wir erkennen es und bringen dir,
O höchster Gott, ein Opfer unsers Danks dafür.
Zumal, nachdem der heutge Tag,
Der Tag, den uns der Herr gemacht,
Euch, teure Väter, teils von eurer Last entbunden,
Teils auch auf euch
Schlaflose Sorgenstunden
Bei einer neuen Wahl gebracht,
So seufzt ein treues Volk mit Herz und Mund zugleich:

7. Coro
Tromba I-IV, Tamburi, Flauto I/II, Hautbois I-III, Violino I/II, Viola, Continuo
Der Herr hat Guts an uns getan,
Des sind wir alle fröhlich.
    Er seh die teuren Väter an
    Und halte auf unzählig
    Und späte lange Jahre naus
    In ihrem Regimente Haus,
    So wollen wir ihn preisen.

8. Recitativo A
Continuo
Zuletzt!
Da du uns, Herr, zu deinem Volk gesetzt,
So lass von deinen Frommen
Nur noch ein arm Gebet vor deine Ohren kommen
Und höre! ja erhöre!
Der Mund, das Herz und Seele seufzet sehre.

9. Choral
Hilf deinem Volk, Herr Jesu Christ,
Und segne, was dein Erbteil ist.
Wart und pfleg ihr zu aller Zeit
Und heb sie hoch in Ewigkeit!
Amen.

 
 
BWV 120
Gott, man lobet dich in der Stille

Besetzung: Soli: S A T B, Coro: S A T B, Tromba I-III, Tamburi, Hautbois d'amour I/II, Violino I/II, Viola, Continuo
Erstaufführung: 29. September 1729
Text: wahrscheinlich Christian Friedrich Henrici (Picander); 1: Psalm 65,2; 6: Martin Luther 1529
Anlass: Ratswechsel, Leipzig 1728 oder 1729

1. (Aria) A
Hautbois d'amour I/II, Violino I/II, Viola, Continuo
Gott, man lobet dich in der Stille zu Zion, und dir bezahlet man Gelübde.

2. Coro
Tromba I-III, Tamburi, Hautbois d'amour I/II, Violino I/II, Viola, Continuo
Jauchzet, ihr erfreuten Stimmen,
Steiget bis zum Himmel nauf!
Lobet Gott im Heiligtum
Und erhebet seinen Ruhm;
Seine Güte,
Sein erbarmendes Gemüte
Hört zu keinen Zeiten auf!

3. Recitativo B
Continuo
Auf, du geliebte Lindenstadt,
Komm, falle vor dem Höchsten nieder,
Erkenne, wie er dich
In deinem Schmuck und Pracht
So väterlich
Erhält, beschützt, bewacht
Und seine Liebeshand
Noch über dir beständig hat.
Wohlan,
Bezahle die Gelübde, die du dem Höchsten hast getan,
Und singe Dank- und Demutslieder!
Komm, bitte, dass er Stadt und Land
Unendlich wolle mehr erquicken
Und diese werte Obrigkeit,
So heute Sitz und Wahl verneut,
Mit vielem Segen wolle schmücken!

4. Aria S
Violino concertante, Violino I/II, Viola, Continuo
Heil und Segen
Soll und muss zu aller Zeit
Sich auf unsre Obrigkeit
In erwünschter Fülle legen,
    Dass sich Recht und Treue müssen
    Miteinander freundlich küssen.

5. Recitativo T
Violino I/II, Viola, Continuo
Nun, Herr, so weihe selbst das Regiment mit deinem Segen ein,
Dass alle Bosheit von uns fliehe
Und die Gerechtigkeit in unsern Hütten blühe,
Dass deines Vaters reiner Same
Und dein gebenedeiter Name
Bei uns verherrlicht möge sein!

6. Choral
Nun hilf uns, Herr, den Dienern dein,
Die mit deinm Blut erlöset sein!
Laß uns im Himmel haben teil
Mit den Heilgen im ewgen Heil!
Hilf deinem Volk, Herr Jesu Christ,
Und segne, was dein Erbteil ist;
Wart und pfleg ihr zu aller Zeit
Und heb sie hoch in Ewigkeit!

 

 

Texte mit freundlicher Genehmigung übernommen von der Website
The Bach Cantatas (Walter F. Bischof)