Bachkantaten in der Predigerkirche
 
 
BWV 89
Was soll ich aus dir machen, Ephraim

Soli: S A B, Coro: S A T B, Corno, Hautbois I/II, Violino I/II, Viola, Continuo
Erstaufführung: 24. Oktober 1723
Text: unbekannter Dichter; 1. Hosea 11,8; 6. Johann Heermann 1630
Anlass: 22. Sonntag nach Trinitatis

1. (Aria) B
Hautbois I/II, Corno, Violino I/II, Viola, Continuo
Was soll ich aus dir machen, Ephraim? Soll ich dich schützen, Israel? Soll ich nicht billig ein Adama aus dir machen und dich wie Zeboim zurichten? Aber mein Herz ist anders Sinnes, meine Barmherzigkeit ist zu brünstig.

2. Recitativo A
Continuo
Ja, freilich sollte Gott
Ein Wort zum Urteil sprechen
Und seines Namens Spott
An seinen Feinden rächen.
Unzählbar ist die Rechnung deiner Sünden,
Und hätte Gott auch gleich Geduld,
Verwirft doch dein feindseliges Gemüte
Die angebotne Güte
Und drückt den Nächsten um die Schuld;
So muss die Rache sich entzünden.

3. Aria A
Continuo
Ein unbarmherziges Gerichte
Wird über dich gewiss ergehn.
    Die Rache fängt bei denen an,
    Die nicht Barmherzigkeit getan,
    Und machet sie wie Sodom ganz zunichte.

4. Recitativo S
Continuo
Wohlan! mein Herze legt Zorn, Zank und Zwietracht hin;
Es ist bereit, dem Nächsten zu vergeben.
Allein, wie schrecket mich mein sündenvolles Leben,
Dass ich vor Gott in Schulden bin!
Doch Jesu Blut
Macht diese Rechnung gut,
Wenn ich zu ihm, als des Gesetzes Ende,
Mich gläubig wende.

5. Aria S
Hautbois, Continuo
Gerechter Gott, ach, rechnest du?
So werde ich zum Heil der Seelen
Die Tropfen Blut von Jesu zählen.
Ach! rechne mir die Summe zu!
Ja, weil sie niemand kann ergründen,
Bedeckt sie meine Schuld und Sünden.

6. Choral
Mir mangelt zwar sehr viel,
Doch, was ich haben will,
Ist alles mir zugute
Erlangt mit deinem Blute,
Damit ich überwinde
Tod, Teufel, Höll und Sünde.

 
 
 
BWV 188 
Ich habe meine Zuversicht

Soli: S A T B, Coro: S A T B, Hautbois I/II, Taille, Violino I/II, Viola, Organo obligato, Continuo
Erstaufführung: 17. Oktober 1728
Text: Christian Friedrich Henrici (Picander) 1728; 6: Lübeck vor 1603
Anlass: 21. Sonntag nach Trinitatis

1. Sinfonia
Hautbois I/II, Taille, Violino I/II, Viola, Continuo
 
2. Aria T
Hautbois, Violino I/II, Viola, Continuo
Ich habe meine Zuversicht
Auf den getreuen Gott gericht,
Da ruhet meine Hoffnung feste.
    Wenn alles bricht, wenn alles fällt,
    Wenn niemand Treu und Glauben hält,
    So ist doch Gott der allerbeste.

3. Recitativo B
Continuo
Gott meint es gut mit jedermann,
Auch in den allergrößten Nöten.
Verbirget er gleich seine Liebe,
So denkt sein Herz doch heimlich dran,
Das kann er niemals nicht entziehn;
Und wollte mich der Herr auch töten,
So hoff ich doch auf ihn.
Denn sein erzürntes Angesicht
Ist anders nicht
Als eine Wolke trübe,
Sie hindert nur den Sonnenschein,
Damit durch einen sanften Regen
Der Himmelssegen
Um so viel reicher möge sein.
Der Herr verwandelt sich in einen grausamen,
Um desto tröstlicher zu scheinen;
Er will, er kann's nicht böse meinen.
Drum lass ich ihn nicht, er segne mich denn.

4. Aria A
Organo obligato, Violoncello
Unerforschlich ist die Weise,
Wie der Herr die Seinen führt.
    Selber unser Kreuz und Pein
    Muss zu unserm Besten sein
    Und zu seines Namens Preise.

5. Recitativo S
Violino I/II, Viola, Continuo
Die Macht der Welt verlieret sich.
Wer kann auf Stand und Hoheit bauen?
Gott aber bleibet ewiglich;
Wohl allen, die auf ihn vertrauen!

6. Choral
Auf meinen lieben Gott
Trau ich in Angst und Not;
Er kann mich allzeit retten
Aus Trübsal, Angst und Nöten;
Mein Unglück kann er wenden,
Steht alls in seinen Händen.

 

 

 

Texte mit freundlicher Genehmigung übernommen von der Website
The Bach Cantatas (Walter F. Bischof)