Bachkantaten in der Predigerkirche
 
 
BWV 84
Ich bin vergnügt mit meinem Glücke

Besetzung: Solo: S, Coro: S A T B, Hautbois,
Violino I/II, Viola, Continuo
Erstaufführung: 9. Februar 1727
Text: nach Christian Friedrich Henrici (Picander) 1728/29; 5: Ämilie Juliane von Schwarzburg-Rudolstadt 1686
Anlass: Septuagesimae

1. Aria S
Hautbois, Violino I/II, Viola, Continuo
Ich bin vergnügt mit meinem Glücke,
Das mir der liebe Gott beschert.
    Soll ich nicht reiche Fülle haben,
    So dank ich ihm vor kleine Gaben
    Und bin auch nicht derselben wert.

2. Recitativo S
Continuo
Gott ist mir ja nichts schuldig,
Und wenn er mir was gibt,
So zeigt er mir, dass er mich liebt;
Ich kann mir nichts bei ihm verdienen,
Denn was ich tu, ist meine Pflicht.
Ja! wenn mein Tun gleich noch so gut geschienen,
So hab ich doch nichts Rechtes ausgericht'.
Doch ist der Mensch so ungeduldig,
Dass er sich oft betrübt,
Wenn ihm der liebe Gott nicht überflüssig gibt.
Hat er uns nicht so lange Zeit
Umsonst ernähret und gekleidt
Und will uns einsten seliglich
In seine Herrlichkeit erhöhn?
Es ist genug vor mich,
Dass ich nicht hungrig darf zu Bette gehn.

3. Aria S
Hautbois, Violino, Continuo
Ich esse mit Freuden mein weniges Brot
Und gönne dem Nächsten von Herzen das Seine.
    Ein ruhig Gewissen, ein fröhlicher Geist,
    Ein dankbares Herze, das lobet und preist,
    vermehret den Segen, verzuckert die Not.

4. Recitativo S
Violino I/II, Viola, Continuo
Im Schweiße meines Angesichts
Will ich indes mein Brot genießen,
Und wenn mein Lebenslauf,
Mein Lebensabend wird beschließen,
So teilt mir Gott den Groschen aus,
Da steht der Himmel drauf.
O! wenn ich diese Gabe
zu meinem Gnadenlohne habe,
So brauch ich weiter nichts.

5. Choral
Ich leb indes in dir vergnüget
Und sterb ohn alle Kümmernis,
Mir genüget, wie es mein Gott füget,
Ich glaub und bin es ganz gewiss:
Durch deine Gnad und Christi Blut
Machst du's mit meinem Ende gut.

 
 
Wär Gott nicht mit uns diese Zeit
Martin Luther, 1524

Wär Gott nicht mit uns diese Zeit,
so soll Israel sagen,
wär Gott nicht mit uns diese Zeit,
wir hätten müssn verzagen.
Die so ein armes Häuflein sind,
veracht von so viel Menschenkind,
die an uns setzen alle.

Auf uns ist so zornig ihr Sinn,
wo Gott hätt das zugeben,
verschlungen hätten sie uns hin
mit ganzem Leib und Leben.
Wir wärn, als die ein Flut ersäuft,
und über die groß Wasser läuft
und mit Gewalt verschwemmet.

Gott Lob und Dank, der nicht zugab,
daß ihr Schlund uns möcht fangen,
wie ein Vogel des Stricks kommt ab,
ist unsre Seel entgangen.
Strick ist entzwei und wir sind frei,
des Herren Namen steht uns bei,
des Gotts Himmels und Erden.

 
 
BWV 14
Wär Gott nicht mit uns diese Zeit

Soli: S T B, Coro: S A T B, Corno da caccia, Hautbois I/II,
Violino I/II, Viola, Continuo
Erstaufführung: 30. Januar 1735
Text: 1,5: Martin Luther; 2-4: unbekannter Dichter
Anlass: 4. Sonntag nach Epiphanias

1. (Coro)
Corno da caccia, Hautbois I/II all' unisono, Violino I/II, Viola, Continuo
Wär Gott nicht mit uns diese Zeit,
So soll Israel sagen,
Wär Gott nicht mit uns diese Zeit,
Wir hätten müssen verzagen,
Die so ein armes Häuflein sind,
Veracht' von so viel Menschenkind,
Die an uns setzen alle.

2. Aria S
Corno da caccia, Violino I/II, Viola, Continuo
Unsre Stärke heißt zu schwach,
Unserm Feind zu widerstehen.
    Stünd uns nicht der Höchste bei,
    Würd uns ihre Tyrannei
    Bald bis an das Leben gehen.

3. Recitativo T
Continuo
Ja, hätt es Gott nur zugegeben,
Wir wären längst nicht mehr am Leben,
Sie rissen uns aus Rachgier hin,
So zornig ist auf uns ihr Sinn.
Es hätt uns ihre Wut
Wie eine wilde Flut
Und als beschäumte Wasser überschwemmet,
Und niemand hätte die Gewalt gehemmet.

4. Aria B
Hautbois I/II, Continuo
Gott, bei deinem starken Schützen
Sind wir vor den Feinden frei.
Wenn sie sich als wilde Wellen
Uns aus Grimm entgegenstellen,
Stehn uns deine Hände bei.

5. Choral
Gott Lob und Dank, der nicht zugab,
Dass ihr Schlund uns möcht fangen.
Wie ein Vogel des Stricks kömmt ab,
Ist unsre Seel entgangen:
Strick ist entzwei, und wir sind frei;
Des Herren Name steht uns bei,
Des Gottes Himmels und Erden.

 

 

Texte mit freundlicher Genehmigung übernommen von der Website
The Bach Cantatas (Walter F. Bischof)