Bachkantaten in der Predigerkirche
 
BWV 45
Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist

Soli: S A T B, Coro: S A T B, Traversa I/II, Hautbois, Hautbois d'amour, Violino I/II, Viola, Continuo
Erstaufführung: 11. August 1726
Text: Unbekannter Dichter; 1: Micha 6,8; 4: Matthäus 7,22-23;
7: Johann Heermann 1630
Anlass: 8. Sonntag nach Trinitatis

Erster Teil
 
1. (Coro)
Traversa I/II, Hautbois I/II, Violino I/II, Viola, Continuo
Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der Herr von dir fordert, nämlich: Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott.

2. Recitativo T
Continuo
Der Höchste lässt mich seinen Willen wissen
Und was ihm wohlgefällt;
Er hat sein Wort zur Richtschnur dargestellt,
Wornach mein Fuß soll sein geflissen
Allzeit einherzugehn
Mit Furcht, mit Demut und mit Liebe
Als Proben des Gehorsams, den ich übe,
Um als ein treuer Knecht dereinsten zu bestehn.

3. Aria T
Violino I/II, Viola, Continuo
Weiß ich Gottes Rechte,
Was ist's, das mir helfen kann,
Wenn er mir als seinem Knechte
Fordert scharfe Rechnung an.
Seele, denke dich zu retten,
Auf Gehorsam folget Lohn;
Qual und Hohn
Drohet deinem Übertreten!

 

Zweiter Teil

4. Arioso B
Violino I/II, Viola, Continuo
Es werden viele zu mir sagen an jenem Tage: Herr, Herr, haben wir nicht in deinem Namen geweissaget, haben wir nicht in deinem Namen Teufel ausgetrieben, haben wir nicht in deinem Namen viel Taten getan?
Denn werde ich ihnen bekennen: Ich habe euch noch nie erkannt, weichet alle von mir, ihr Übeltäter!

5. Aria A
Traversa I, Continuo
Wer Gott bekennt
Aus wahrem Herzensgrund,
Den will er auch bekennen.
    Denn der muss ewig brennen,
    Der einzig mit dem Mund
    Ihn Herren nennt.

6. Recitativo A
Continuo
So wird denn Herz und Mund selbst von mir Richter sein,
Und Gott will mir den Lohn nach meinem Sinn erteilen:
Trifft nun mein Wandel nicht nach seinen Worten ein,
Wer will hernach der Seelen Schaden heilen?
Was mach ich mir denn selber Hindernis?
Des Herren Wille muss geschehen,
Doch ist sein Beistand auch gewiss,
Dass er sein Werk durch mich mög wohl vollendet sehen.

7. Choral
Traversa I/II, Hautbois I/II, Violino I col Soprano, Violino II coll'Alto, Viola col Tenore, Continuo
Gib, dass ich tu mit Fleiß,
Was mir zu tun gebühret,
Worzu mich dein Befehl
In meinem Stande führet!
Gib, dass ichs tue bald,
Zu der Zeit, da ich soll;
Und wenn ich's tu, so gib,
Dass es gerate wohl!

 
 
BWV 178
Wo Gott der Herr nicht bei uns hält

Soli: A T B, Coro: S A T B, Corno, Hautbois I/II,
Hautbois d'amour I/II, Violino I/II, Viola, Continuo
Erstaufführung: 30. Juli 1724
Text: 1,2,4,5,7: Justus Jonas;
3,6: Umdichtungen eines unbekannten Bearbeiters
Anlass: 8. Sonntag nach Trinitatis

1. (Coro)
Hautbois I/II, Violino I/II, Viola, Continuo
Wo Gott der Herr nicht bei uns hält,
Wenn unsre Feinde toben,
Und er unser Sach nicht zufällt
Im Himmel hoch dort oben,
Wo er Israel Schutz nicht ist
Und selber bricht der Feinde List,
So ist's mit uns verloren.

2. Choral e Recitativo A
Continuo
Was Menschenkraft und -witz anfäht,
Soll uns billig nicht schrecken;
Denn Gott der Höchste steht uns bei
Und machet uns von ihren Stricken frei.
Er sitzet an der höchsten Stätt,
Er wird ihrn Rat aufdecken.
Die Gott im Glauben fest umfassen,
Will er niemals versäumen noch verlassen;
Er stürzet der Verkehrten Rat
Und hindert ihre böse Tat.
Wenn sie's aufs klügste greifen an,
Auf Schlangenlist und falsche Ränke sinnen,
Der Bosheit Endzweck zu gewinnen;
So geht doch Gott ein ander Bahn:
Er führt die Seinigen mit starker Hand,
Durchs Kreuzesmeer, in das gelobte Land,
Da wird er alles Unglück wenden.
Es steht in seinen Händen.

3. Aria B
Violino I/II all' unisono, Continuo
Gleichwie die wilden Meereswellen
Mit Ungestüm ein Schiff zerschellen,
So raset auch der Feinde Wut
Und raubt das beste Seelengut.
Sie wollen Satans Reich erweitern,
Und Christi Schifflein soll zerscheitern.

4. Choral T
Hautbois d'amour I/II, Continuo
Sie stellen uns wie Ketzern nach,
Nach unserm Blut sie trachten;
Noch rühmen sie sich Christen auch,
Die Gott allein groß achten.
Ach Gott, der teure Name dein
Muss ihrer Schalkheit Deckel sein,
Du wirst einmal aufwachen.

5. Choral e Recitativo B T A
Continuo
Auf sperren sie den Rachen weit,
Bass
Nach Löwenart mit brüllendem Getöne;
Sie fletschen ihre Mörderzähne
Und wollen uns verschlingen.
Tenor
Jedoch,
Lob und Dank sei Gott allezeit;
Tenor
Der Held aus Juda schützt uns noch,
Es wird ihn' nicht gelingen.
Alt
Sie werden wie die Spreu vergehn,
Wenn seine Gläubigen wie grüne Bäume stehn.
Er wird ihrn Strick zerreißen gar
Und stürzen ihre falsche Lahr.
Bass
Gott wird die törichten Propheten
Mit Feuer seines Zornes töten
Und ihre Ketzerei verstören.
Sie werden's Gott nicht wehren.

6. Aria T
Violino I/II, Viola, Continuo
Schweig, schweig nur, taumelnde Vernunft!
    Sprich nicht: Die Frommen sind verlorn,
    Das Kreuz hat sie nur neu geborn.
    Denn denen, die auf Jesum hoffen,
    Steht stets die Tür der Gnaden offen;
    Und wenn sie Kreuz und Trübsal drückt,
    So werden sie mit Trost erquickt.

7. Coro
Corno e Hautbois I/II e Violino I col Soprano,
Violino II coll'Alto, Viola col Tenore, Continuo

Die Feind sind all in deiner Hand,
Darzu all ihr Gedanken;
Ihr Anschläg sind dir, Herr, bekannt,
Hilf nur, dass wir nicht wanken.
Vernunft wider den Glauben ficht,
Aufs Künftge will sie trauen nicht,
Da du wirst selber trösten.
Den Himmel und auch die Erden
Hast du, Herr Gott, gegründet;
Dein Licht lass uns helle werden,
Das Herz uns werd entzündet
In rechter Lieb des Glaubens dein,
Bis an das End beständig sein.
Die Welt lass immer murren.

 

 

Texte mit freundlicher Genehmigung übernommen von der Website
The Bach Cantatas (Walter F. Bischof)