Bachkantaten in der Predigerkirche
 
BWV 152
Tritt auf die Glaubensbahn
Besetzung: Soli: S B, Flauto, Hautbois, Viola d'amore,
Viola da gamba, Continuo
Erstaufführung: 30. Dezember 1714
Text: Salomo Franck 1715
Anlass: Sonntag nach Weihnachten

1. Sinfonia
Flauto, Hautbois, Viola d'amore,
Viola da gamba, Continuo
 

2. Aria B
Hautbois, Continuo
Tritt auf die Glaubensbahn,
Gott hat den Stein geleget,
Der Zion hält und träget,
Mensch, stoße dich nicht dran!
Tritt auf die Glaubensbahn!

3. Recitativo B
Continuo
Der Heiland ist gesetzt
In Israel zum Fall und Auferstehen.
Der edle Stein ist sonder Schuld,
Wenn sich die böse Welt
So hart an ihm verletzt,
Ja, über ihn zur Höllen fällt,
Weil sie boshaftig an ihn rennet
Und Gottes Huld
Und Gnade nicht erkennet!
Doch selig ist
Ein auserwählter Christ,
Der seinen Glaubensgrund auf diesen Eckstein leget,
Weil er dadurch Heil und Erlösung findet.

4. Aria S
Flauto, Viola d'amore, Continuo
Stein, der über alle Schätze,
Hilf, dass ich zu aller Zeit
Durch den Glauben auf dich setze
Meinen Grund der Seligkeit
Und mich nicht an dir verletze,
Stein, der über alle Schätze!

5. Recitativo B
Continuo
Es ärgre sich die kluge Welt,
Dass Gottes Sohn
Verlässt den hohen Ehrenthron,
Dass er in Fleisch und Blut sich kleidet
Und in der Menschheit leidet.
Die größte Weisheit dieser Erden
Muss vor des Höchsten Rat
Zur größten Torheit werden.
Was Gott beschlossen hat,
Kann die Vernunft doch nicht ergründen;
Die blinde Leiterin verführt die geistlich Blinden.

6. Aria (Duetto) S B
Instrumenti al'unisono, Continuo
Seele (S), Jesus (B)
Soprano
Wie soll ich dich, Liebster der Seelen, umfassen?
Basso
Du musst dich verleugnen und alles verlassen!
Soprano
Wie soll ich erkennen das ewige Licht?
Basso
Erkenne mich gläubig und ärgre dich nicht!
Soprano
Komm, lehre mich, Heiland, die Erde verschmähen!
Basso
Komm, Seele, durch Leiden zur Freude zu gehen!
Soprano
Ach, ziehe mich, Liebster, so folg ich dir nach!
Basso
Dir schenk ich die Krone nach Trübsal und Schmach.

 
BWV 32
Liebster Jesu, mein Verlangen
Soli: S B, Coro: S A T B, Hautbois, Violino solo, Violino I/II,
Viola, Continuo
Erstaufführung: 13. Januar 1726
Text: Georg Christian Lehms 1711; 6: Paul Gerhardt 1647
Anlass: 1. Sonntag nach Epiphanias

Dialogus
Seele (S), Jesus (B)

1. Aria S
Hautbois, Violino I/II, Viola, Continuo
Liebster Jesu, mein Verlangen,
Sage mir, wo find ich dich?
Soll ich dich so bald verlieren
Und nicht ferner bei mir spüren?
Ach! mein Hort, erfreue mich,
Laß dich höchst vergnügt umfangen.

2. Recitativo B
Continuo
Was ists, dass du mich gesuchet? Weißt du nicht, dass ich sein muss in dem, das meines Vaters ist?

3. Aria B
Violino solo, Continuo
Hier, in meines Vaters Stätte,
Findt mich ein betrübter Geist.
    Da kannst du mich sicher finden
    Und dein Herz mit mir verbinden,
    Weil dies meine Wohnung heißt.

4. Recitativo (Dialog) S B
Violino I/II, Viola, Continuo
Seele (S), Jesus (B)
Soprano
Ach! heiliger und großer Gott,
So will ich mir
Denn hier bei dir
Beständig Trost und Hilfe suchen.
Basso
Wirst du den Erdentand verfluchen
Und nur in diese Wohnung gehn,
So kannst du hier und dort bestehn.
Soprano
Wie lieblich ist doch deine Wohnung,
Herr, starker Zebaoth;
Mein Geist verlangt
Nach dem, was nur in deinem Hofe prangt.
Mein Leib und Seele freuet sich
In dem lebendgen Gott:
Ach! Jesu, meine Brust liebt dich nur ewiglich.
Basso
So kannst du glücklich sein,
Wenn Herz und Geist
Aus Liebe gegen mich entzündet heißt.
Soprano
Ach! dieses Wort, das itzo schon
Mein Herz aus Babels Grenzen reißt,
Fass' ich mir andachtsvoll in meiner Seele ein.

5. Aria (Duetto) S B
Hautbois, Violino I/II, Viola, Continuo
beide
Nun verschwinden alle Plagen,
Nun verschwindet Ach und Schmerz.
Soprano
Nun will ich nicht von dir lassen,
Basso
Und ich dich auch stets umfassen.
Soprano
Nun vergnüget sich mein Herz
Basso
Und kann voller Freude sagen:
beide
Nun verschwinden alle Plagen,
Nun verschwindet Ach und Schmerz!

6. Choral
Hautbois, Violino I/II, Viola, Continuo
Mein Gott, öffne mir die Pforten
Solcher Gnad und Gütigkeit,
Laß mich allzeit allerorten
Schmecken deine Süßigkeit!
Liebe mich und treib mich an,
Dass ich dich, so gut ich kann,
Wiederum umfang und liebe
Und ja nun nicht mehr betrübe.

 

 

Texte mit freundlicher Genehmigung übernommen von der Website
The Bach Cantatas (Walter F. Bischof)