Bachkantaten in der Predigerkirche
 
 
BWV 113
Herr Jesu Christ, du höchstes Gut
Besetzung: Soli: S A T B, Coro: S A T B, Traversa,
Hautbois d'amour I/II, Violino I/II, Viola, Continuo
Erstaufführung: 20. August 1724
Text: Unbekannter Dichter; 1,2,4,8: Bartholomäus Ringwaldt 1588
Anlass: 12. Sonntag nach Trinitatis


1. (Coro)
Hautbois d'amour I/II, Violino I/II, Viola, Continuo
Herr Jesu Christ, du höchstes Gut,
Du Brunnquell aller Gnaden,
Sieh doch, wie ich in meinem Mut
Mit Schmerzen bin beladen
Und in mir hab der Pfeile viel,
Die im Gewissen ohne Ziel
Mich armen Sünder drücken.

2. Choral A
Violino I/II e Viola all' unisono, Continuo
Erbarm dich mein in solcher Last,
Nimm sie aus meinem Herzen,
Dieweil du sie gebüßet hast
Am Holz mit Todesschmerzen,
Auf dass ich nicht für großem Weh
In meinen Sünden untergeh,
Noch ewiglich verzage.

3. Aria B
Hautbois d'amour I/II, Continuo
Fürwahr, wenn mir das kömmet ein,
Dass ich nicht recht vor Gott gewandelt
Und täglich wider ihn misshandelt,
So quält mich Zittern, Furcht und Pein.
Ich weiß, dass mir das Herze bräche,
Wenn mir dein Wort nicht Trost verspräche.

4. Choral e Recitativo B
Continuo
Jedoch dein heilsam Wort, das macht
Mit seinem süßen Singen,
Dass meine Brust,
Der vormals lauter Angst bewusst,
Sich wieder kräftig kann erquicken.
Das jammervolle Herz
Empfindet nun nach tränenreichem Schmerz
Den hellen Schein von Jesu Gnadenblicken;
Sein Wort hat mir so vielen Trost gebracht,
Dass mir das Herze wieder lacht,
Als wenn's beginnt zu springen.
Wie wohl ist meiner Seelen!
Das zagende Gewissen kann mich nicht länger quälen,
Dieweil Gotts alle Gnad verheißt,
Hiernächst die Gläubigen und Frommen
Mit Himmelsmanna speist,
Wenn wir nur mit zerknirschtem Geist
Zu unserm Jesu kommen.

5. Aria T
Traversa, Continuo
Jesus nimmt die Sünder an:
Süßes Wort voll Trost und Leben!
    Er schenkt die wahre Seelenruh
    Und rufet jedem tröstlich zu:
    Dein Sünd ist dir vergeben.

6. Recitativo T
Violino I/II, Viola, Continuo
Der Heiland nimmt die Sünder an:
Wie lieblich klingt das Wort in meinen Ohren!
ES ruft: Kommt her zu mir,
Die ihr mühselig und beladen,
Kommt her zum Brunnquell aller Gnaden,
Ich hab euch mir zu Freunden auserkoren!
Auf dieses Wort will ich zu dir
Wie der bußfertge Zöllner treten
Und mit demütgem Geist >>Gott, sei mir gnädig! << beten.
Ach, tröste meinen blöden Mut
Und mache mich durch dein vergossnes Blut
Von allen Sünden rein,
So werd ich auch wie David und Manasse,
Wenn ich dabei
Dich stets in Lieb und Treu
Mit meinem Glaubensarm umfasse,
Hinfort ein Kind des Himmels sein.

7. Aria (Duetto) S A
Continuo
Ach Herr, mein Gott, vergib mir's doch,
Womit ich deinen Zorn erreget,
Zerbrich das schwere Sündenjoch,
Das mir der Satan auferleget,
Dass sich mein Herz zufriedengebe
Und dir zum Preis und Ruhm hinfort
Nach deinem Wort
In kindlichem Gehorsam lebe.

8. Choral
Instrumentierung nicht überliefert
Stärk mich mit deinem Freudengeist,
Heil mich mit deinen Wunden,
Wasch mich mit deinem Todesschweiß
In meiner letzten Stunden;
Und nimm mich einst, wenn dir's gefällt,
In wahrem Glauben von der Welt
Zu deinen Auserwählten!

 
BWV 46
Schauet doch und sehet, ob irgendein Schmerz sei
Besetzung: Soli: A T B, Coro: S A T B, Tromba o Corno da tirarsi, Flauto I/II, Hautbois da caccia I/II, Violino I/II, Viola, Continuo
Erstaufführung: 1. August 1723
Text: Unbekannter Dichter; 1. Jeremias 1,12;
6: Johann Matthäus Meyfart 1633
Anlass: 10. Sonntag nach Trinitatis


1. (Coro)
Flauto I/II, Tromba o Corno da tirarsi, Hautbois da caccia I/II, Violino I/II, Viola, Continuo
Schauet doch und sehet, ob irgendein Schmerz sei wie mein Schmerz, der mich troffen hat. Denn der Herr hat mich voll Jammers gemacht am Tage seines grimmigen Zorns.

2. Recitativo T
Flauto I/II, Violino I/II, Viola, Continuo
So klage du, zerstörte Gottesstadt,
Du armer Stein- und Aschenhaufen!
Laß ganze Bäche Tränen laufen,
Weil dich betroffen hat
Ein unersetzlicher Verlust
Der allerhöchsten Huld,
So du entbehren musst
Durch deine Schuld.
Du wurdest wie Gomorra zugerichtet,
Wiewohl nicht gar vernichtet.
O besser! wärest du in Grund verstört,
Als dass man Christi Feind jetzt in dir lästern hört.
Du achtest Jesu Tränen nicht,
So achte nun des Eifers Wasserwogen,
Die du selbst über dich gezogen,
Da Gott, nach viel Geduld,
Den Stab zum Urteil bricht.

3. Aria B
Tromba o Corno da tirarsi, Violino I/II, Viola, Continuo
Dein Wetter zog sich auf von weiten,
Doch dessen Strahl bricht endlich ein
    Und muss dir unerträglich sein,
    Da überhäufte Sünden
    Der Rache Blitz entzünden
    Und dir den Untergang bereiten.

4. Recitativo A
Continuo
Doch bildet euch, o Sünder, ja nicht ein,
Es sei Jerusalem allein
Vor andern Sünden voll gewesen!
Man kann bereits von euch dies Urteil lesen:
Weil ihr euch nicht bessert
Und täglich die Sünden vergrößert,
So müsset ihr alle so schrecklich umkommen.

5. Aria A
Flauto I/II, Hautbois da caccia I/II all' unisono
Doch Jesus will auch bei der Strafe
Der Frommen Schild und Beistand sein,
Er sammelt sie als seine Schafe,
Als seine Küchlein liebreich ein;
Wenn Wetter der Rache die Sünder belohnen,
Hilft er, dass Fromme sicher wohnen.

6. Chorale
Tromba o Corno da tirarsi col Soprano, Flauto I a due,
Flauto II a due, Violino I/II, Viola, Continuo

O großer Gott von Treu,
Weil vor dir niemand gilt
Als dein Sohn Jesus Christ,
Der deinen Zorn gestillt,
So sieh doch an die Wunden sein,
Sein Marter, Angst und schwere Pein;
Um seinetwillen schone,
Uns nicht nach Sünden lohne.

 
 

 

Texte mit freundlicher Genehmigung übernommen von der Website
The Bach Cantatas (Walter F. Bischof)