Bachkantaten in der Predigerkirche
 
 
BWV 75
Die Elenden sollen essen
Besetzung: Soli: S A T B, Coro: S A T B, Tromba, Hautbois I/II,
Hautbois d'amour, Violino I/II, Viola, Continuo (+ Bassono)
Erstaufführung: 30. Mai 1723
Text; Unbekannter Dichter; 1: Psalm 22,25; 7: Samuel Rodigast
Anlass: 1. Sonntag nach Trinitatis

Erster Teil
 
1. (Coro)
Hautbois I/II, Violino I/II, Viola, Continuo
Die Elenden sollen essen, dass sie satt werden, und die nach dem Herrn fragen, werden ihn preisen. Euer Herz soll ewiglich leben.

2. Recitativo B
Violino I/II, Viola, Continuo
Was hilft des Purpurs Majestät,
Da sie vergeht?
Was hilft der größte Überfluss,
Weil alles, so wir sehen,
Verschwinden muss?
Was hilft der Kitzel eitler Sinnen,
Denn unser Leib muss selbst von hinnen?
Ach, wie geschwind ist es geschehen,
Dass Reichtum, Wollust, Pracht
Den Geist zur Hölle macht!

3. Aria T
Hautbois I, Violino I/II, Viola, Continuo
Mein Jesus soll mein alles sein!
    Mein Purpur ist sein teures Blut,
    Er selbst mein allerhöchstes Gut,
    Und seines Geistes Liebesglut
    Mein allersüß'ster Freudenwein.

4. Recitativo T
Continuo
Gott stürzet und erhöhet
In Zeit und Ewigkeit.
Wer in der Welt den Himmel sucht,
Wird dort verflucht.
Wer aber hier die Hölle überstehet,
Wird dort erfreut.

5. Aria S
Hautbois d'amour, Continuo
Ich nehme mein Leiden mit Freuden auf mich.
    Wer Lazarus' Plagen
    Geduldig ertragen,
    Den nehmen die Engel zu sich.

6. Recitativo S
Continuo
Indes schenkt Gott ein gut Gewissen,
Dabei ein Christe kann
Ein kleines Gut mit großer Lust genießen.
Ja, führt er auch durch lange Not
Zum Tod,
So ist es doch am Ende wohlgetan.

7. Coro
Hautbois I e Violino I all' unisono, Hautbois II e Violino II all' unisono, Viola, Continuo
Was Gott tut, das ist wohlgetan;
Muß ich den Kelch gleich schmecken,
Der bitter ist nach meinem Wahn,
Laß ich mich doch nicht schrecken,
Weil doch zuletzt
Ich werd ergötzt
Mit süßem Trost im Herzen;
Da weichen alle Schmerzen.

 

Zweiter Teil
 
8. Sinfonia
Tromba, Violino I/II, Viola, Continuo

9. Recitativo A
Violino I/II, Viola, Continuo
Nur eines kränkt
Ein christliches Gemüte:
Wenn es an seines Geistes Armut denkt.
Es gläubt zwar Gottes Güte,
Die alles neu erschafft;
Doch mangelt ihm die Kraft,
Dem überirdschen Leben
Das Wachstum und die Frucht zu geben.

10. Aria A
Violino solo, Continuo
Jesus macht mich geistlich reich.
Kann ich seinen Geist empfangen,
Will ich weiter nichts verlangen;
Denn mein Leben wächst zugleich.
Jesus macht mich geistlich reich.

11. Recitativo B
Continuo
Wer nur in Jesu bleibt,
Die Selbstverleugnung treibt,
Dass er in Gottes Liebe
Sich gläubig übe,
Hat, wenn das Irdische verschwunden,
Sich selbst und Gott gefunden.

12. Aria B
Tromba, Violino I/II, Viola, Continuo
Mein Herze glaubt und liebt.
    Denn Jesu süße Flammen,
    Aus den' die meinen stammen,
    Gehn über mich zusammen,
    Weil er sich mir ergibt.

13. Recitativo T
Continuo
O Armut, der kein Reichtum gleicht!
Wenn aus dem Herzen
Die ganze Welt entweicht
Und Jesus nur allein regiert.
So wird ein Christ zu Gott geführt!
Gib, Gott, dass wir es nicht verscherzen!

14. Coro
Hautbois I e Violino I all' unisono, Hautbois II e Violino II all' unisono, Viola, Continuo
Was Gott tut, das ist wohlgetan,
Dabei will ich verbleiben.
Es mag mich auf die rauhe Bahn
Not, Tod und Elend treiben;
So wird Gott mich
Ganz väterlich
In seinen Armen halten;
Drum lass ich ihn nur walten.

 
 
BWV 167
Ihr Menschen, rühmet Gottes Liebe
Besetzung: Soli: S A T B, Coro: S A T B, Clarino, Hautbois, Hautbois da caccia, Violino I/II, Viola, Continuo
Erstaufführung: 24. Juni 1723
Text: Unbekannter Dichter; 5. Johann Gramann 1549
Anlass: Johannis (24. Juni)

1. (Aria) T
Violino I/II, Viola, Continuo
Ihr Menschen, rühmet Gottes Liebe
Und preiset seine Gütigkeit!
    Lobt ihn aus reinem Herzenstriebe,
    Dass er uns zu bestimmter Zeit
    Das Horn des Heils, den Weg zum Leben
    An Jesu, seinem Sohn, gegeben.

2. Recitativo A
Continuo
Gelobet sei der Herr Gott Israel,
Der sich in Gnaden zu uns wendet
Und seinen Sohn
Vom hohen Himmelsthron
Zum Welterlöser sendet.
Erst stellte sich Johannes ein
Und musste Weg und Bahn
Dem Heiland zubereiten;
Hierauf kam Jesus selber an,
Die armen Menschenkinder
Und die verlornen Sünder
Mit Gnad und Liebe zu erfreun
Und sie zum Himmelreich in wahrer Buß zu leiten

3. Aria (Duetto) S A
Hautbois da caccia, Continuo
Gottes Wort, das trüget nicht,
Es geschieht, was er verspricht.
    Was er in dem Paradies
    Und vor so viel hundert Jahren
    Denen Vätern schon verhieß,
    Haben wir gottlob erfahren.

4. Recitativo B
Continuo
Des Weibes Samen kam,
Nachdem die Zeit erfüllet;
Der Segen, den Gott Abraham,
Dem Glaubensheld, versprochen,
Ist wie der Glanz der Sonne angebrochen,
Und unser Kummer ist gestillet.
Ein stummer Zacharias preist
Mit lauter Stimme Gott vor seine Wundertat,
Die er dem Volk erzeiget hat.
Bedenkt, ihr Christen, auch, was Gott an euch getan
Und stimmet ihm ein Loblied an!

5. Choral
Clarino, Hautbois, Violino I/II, Viola, Continuo
Sei Lob und Preis mit Ehren
Gott Vater, Sohn, Heiligem Geist!
Der woll in uns vermehren,
Was er uns aus Genad verheißt,
Dass wir ihm fest vertrauen,
Gänzlich verlassn auf ihn,
Von Herzen auf ihn bauen,
Dass unsr Herz, Mut und Sinn
Ihm festiglich anhangen;
Darauf singn wir zur Stund:
Amen, wir werdns erlangen,
Gläubn wir aus Herzens Grund.

 
 

 

Texte mit freundlicher Genehmigung übernommen von der Website
The Bach Cantatas (Walter F. Bischof)