Bachkantaten in der Predigerkirche
So. 8. Oktober  2006, 17 Uhr

 
 
BWV 47
Wer sich selbst erhöhet, der soll erniedriget werden

Besetzung: Soli: S A T B, Coro: S A T B, Oboe I/II, Organo obligato, Violino I/II, Viola, Continuo
Erstaufführung: 13. Oktober 1726
Text: Johann Friedrich Helbig 1720; 1. Lukas 14,11; 5. unbekannter Dichter um 1560
Anlass: 17. Sonntag nach Trinitatis

1. Coro
Oboe I/II, Violino I/II, Viola, Continuo
Wer sich selbst erhöhet, der soll erniedriget werden, und wer sich selbst erniedriget, der soll erhöhet werden.

2. Aria S
Organo obligato, Continuo
Wer ein wahrer Christ will heißen,
Muß der Demut sich befleißen;
Demut stammt aus Jesu Reich.
    Hoffart ist dem Teufel gleich;
    Gott pflegt alle die zu hassen,
    So den Stolz nicht fahrenlassen.

3. Recitativo B
Violino I/II, Viola, Continuo
Der Mensch ist Kot, Stank, Asch und Erde;
Ist's möglich, dass vom Übermut,
Als einer Teufelsbrut,
Er noch bezaubert werde ?
Ach Jesus, Gottes Sohn,
Der Schöpfer aller Dinge,
Ward unsretwegen niedrig und geringe,
Er duldte Schmach und Hohn;
Und du, du armer Wurm, suchst dich zu brüsten?
Gehört sich das vor einen Christen?
Geh, schäme dich, du stolze Kreatur,
Tu Buß und folge Christi Spur;
Wirf dich vor Gott im Geiste gläubig nieder!
Zu seiner Zeit erhöht er dich auch wieder.

4. Aria B
Oboe, Violino, Continuo
Jesu, beuge doch mein Herze
Unter deine starke Hand,
Dass ich nicht mein Heil verscherze
Wie der erste Höllenbrand.
Laß mich deine Demut suchen
Und den Hochmut ganz verfluchen;
Gib mir einen niedern Sinn,
Dass ich dir gefällig bin!

5. Choral
Oboe I/II e Violino I col Soprano, Violino II coll'Alto,
Viola col Tenore, Continuo
Der zeitlichen Ehrn will ich gern entbehrn,
Du wollst mir nur das Ewge gewährn,
Das du erworben hast
Durch deinen herben, bittern Tod.
Das bitt ich dich, mein Herr und Gott.

 
 
BWV 96
Herr Christ, der einge Gottessohn

Besetzung: Soli: S A T B, Coro: S A T B, Corno, Tromba da tirarsi,
Flauto traverso, Flauto piccolo, Oboe I/II, Violino piccolo, Violino I/II, Viola, Continuo
Erstaufführung: 8. Oktober 1724
Text: 1,6: Elisabeth Creutzinger 1524; 2-5: Umdichtungen eines unbekannten Bearbeiters
Anlass: 18. Sonntag nach Trinitatis

1. Coro
Corno, Tromba da tirarsi, Flauto piccolo, Oboe I/II, Violino piccolo, Violino I/II, Viola, Continuo
Herr Christ, der einge Gottessohn,
Vaters in Ewigkeit,
Aus seinem Herzn entsprossen,
Gleichwie geschrieben steht,
Er ist der Morgensterne,
Sein' Glanz streckt er so ferne
Vor andern Sternen klar.

2. Recitativo A
Continuo
O Wunderkraft der Liebe,
Wenn Gott an sein Geschöpfe denket,
Wenn sich die Herrlichkeit
Im letzten Teil der Zeit
Zur Erde senket.
O unbegreifliche, geheime Macht!
Es trägt ein auserwählter Leib
Den großen Gottessohn,
Den David schon
Im Geist als seinen Herrn verehrte,
Da dies gebenedeite Weib
In unverletzter Keuschheit bliebe.
O reiche Segenskraft! so sich auf uns ergossen,
Da er den Himmel auf-, die Hölle zugeschlossen.

3. Aria T
Flauto traverso solo, Continuo
Ach, ziehe die Seele mit Seilen der Liebe,
O Jesu, ach zeige dich kräftig in ihr!
    Erleuchte sie, dass sie dich gläubig erkenne,
    Gib, dass sie mit heiligen Flammen entbrenne,
    Ach würke ein gläubiges Dürsten nach dir!

4. Recitativo S
Continuo
Ach, führe mich, o Gott, zum rechten Wege,
Mich, der ich unerleuchtet bin,
Der ich nach meines Fleisches Sinn
So oft zu irren pflege;
Jedoch gehst du nur mir zur Seiten,
Willst du mich nur mit deinen Augen leiten,
So gehet meine Bahn
Gewiss zum Himmel an.

5. Aria B
Oboe I/II, Violino I/II, Viola, Continuo
Bald zur Rechten, bald zur Linken
Lenkte sich mein verirrter Schritt.
Gehe doch, mein Heiland, mit,
Laß mich in Gefahr nicht sinken,
Laß mich ja dein weises Führen
Bis zur Himmelspforte spüren!

6. Choral
Corno e Oboe I/II e Violino I col Soprano,
Violino II coll'Alto, Viola col Tenore, Continuo
Ertöt uns durch dein Güte,
Erweck uns durch dein Gnad;
Den alten Menschen kränke,
Dass er neu Leben hab
Wohl hier auf dieser Erden,
Den Sinn und all Begierden
Und G'danken hab'n zu dir.