Bachkantaten in der Predigerkirche
So. 9. Juli  2006, 17 Uhr

 
BWV 24
Ein ungefärbt Gemüte

Besetzung: Soli: S A T B, Coro: S A T B, Clarino, Oboe I/II, Oboe d'amore I/II, Violino I/II, Viola, Continuo
Erstaufführung: 20. Juni 1723
Text: Erdmann Neumeister 1714/16; 3. Matthäus 7,12; 6. Johann Heermann 1630
Anlass: 4. Sonntag nach Trinitatis

1. Aria A
Violino I/II e Viola all' unisono, Continuo
Ein ungefärbt Gemüte
Von deutscher Treu und Güte
Macht uns vor Gott und Menschen schön.
    Der Christen Tun und Handel,
    Ihr ganzer Lebenswandel
    Soll auf dergleichen Fuße stehn.

2. Recitativo T
Continuo
Die Redlichkeit
Ist eine von den Gottesgaben.
Dass sie bei unsrer Zeit
So wenig Menschen haben,
Das macht, sie bitten Gott nicht drum.
Denn von Natur geht unsers Herzens Dichten
Mit lauter Bösem um;
Soll's seinen Weg auf etwas Gutes richten,
So muss es Gott durch seinen Geist regieren
Und auf der Bahn der Tugend führen.
Verlangst du Gott zum Freunde,
So mache dir den Nächsten nicht zum Feinde
Durch Falschheit, Trug und List!
Ein Christ
Soll sich der Taubenart bestreben
Und ohne Falsch und Tücke leben.
Mach aus dir selbst ein solches Bild,
Wie du den Nächsten haben willt!

3. Coro
Clarino, Oboe I e Violino I all' unisono,
Oboe II e Violino II all' unisono, Viola, Continuo
Alles nun, das ihr wollet, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen.

4. Recitativo B
Violino I/II, Viola, Continuo
Die Heuchelei
Ist eine Brut, die Belial gehecket.
Wer sich in ihre Larve stecket,
Der trägt des Teufels Liberei.
Wie? lassen sich denn Christen
Dergleichen auch gelüsten?
Gott sei's geklagt! die Redlichkeit ist teuer.
Manch teuflisch Ungeheuer
Sieht wie ein Engel aus.
Man kehrt den Wolf hinein,
Den Schafspelz kehrt man raus.
Wie könnt es ärger sein?
Verleumden, Schmähn und Richten,
Verdammen und Vernichten
Ist überall gemein.
So geht es dort, so geht es hier.
Der liebe Gott behüte mich dafür!

5. Aria T
Oboe d'amore I/II, Continuo
Treu und Wahrheit sei der Grund
Aller deiner Sinnen,
Wie von außen Wort und Mund,
Sei das Herz von innen.
Gütig sein und tugendreich
Macht uns Gott und Engeln gleich.

6. Choral
Clarino, Oboe I/II all' unisono, Violino I/II, Viola, Continuo
O Gott, du frommer Gott,
Du Brunnquell aller Gaben,
Ohn den nichts ist, was ist,
Von dem wir alles haben,
Gesunden Leib gib mir,
Und dass in solchem Leib
Ein unverletzte Seel
Und rein Gewissen bleib.

 
 
BWV 177
Ich ruf zu dir, Herr Jesu Christ

Besetzung: Soli: S A T, Coro: S A T B, Oboe I/II, Oboe da caccia, Fagotto, Violino I/II, Viola, Continuo
Erstaufführung: 6. Juli 1732
Text: Johann Agricola (wahrscheinlich 1529)
Anlass: 4. Sonntag nach Trinitatis

 

1. Coro
Oboe I/II, Violino concertante, Violino I/II, Viola, Continuo
Ich ruf zu dir, Herr Jesu Christ,
Ich bitt, erhör mein Klagen,
Verleih mir Gnad zu dieser Frist,
Laß mich doch nicht verzagen;
Den rechten Glauben, Herr, ich mein,
Den wollest du mir geben,
Dir zu leben,
Meinm Nächsten nütz zu sein,
Dein Wort zu halten eben.

2. Aria A
Continuo
Ich bitt noch mehr, o Herre Gott,
Du kannst es mir wohl geben:
Dass ich werd nimmermehr zu Spott,
Die Hoffnung gib darneben,
Voraus, wenn ich muss hier davon,
Dass ich dir mög vertrauen
Und nicht bauen
Auf alles mein Tun,
Sonst wird mich's ewig reuen.

3. Aria S
Oboe da caccia, Continuo
Verleih, dass ich aus Herzensgrund
Mein' Feinden mög vergeben,
Verzeih mir auch zu dieser Stund,
Gib mir ein neues Leben;
Dein Wort mein Speis lass allweg sein,
Damit mein Seel zu nähren,
Mich zu wehren,
Wenn Unglück geht daher,
Das mich bald möcht abkehren.

4. Aria T
Violino concertante, Fagotto obligato, Continuo
Laß mich kein Lust noch Furcht von dir
In dieser Welt abwenden.
Beständigsein ans End gib mir,
Du hast's allein in Händen;
Und wem du's gibst, der hat's umsonst:
Es kann niemand ererben
Noch erwerben
Durch Werke deine Gnad,
Die uns errett' vom Sterben.

5. Choral
Oboe I/II e Violino I col Soprano, Violino II coll'Alto,
Viola col Tenore, Fagotto, Continuo
Ich lieg im Streit und widerstreb,
Hilf, o Herr Christ, dem Schwachen!
An deiner Gnad allein ich kleb,
Du kannst mich stärker machen.
Kömmt nun Anfechtung, Herr, so wehr,
Dass sie mich nicht umstoßen.
Du kannst maßen,
Dass mir's nicht bring Gefahr;
Ich weiß, du wirst's nicht lassen.

 
 
Mit freundlicher Genehmigung übernommen von der
Bach Cantata Page, zusammengestellt von Walter F. Bischof