Bachkantaten in der Predigerkirche
So. 12. Februar 2006, 17 Uhr

 

Kantate BWV 92
Ich habe in Gottes Herz und Sinn

Besetzung: Soli: S A T B, Coro: S A T B, Oboe d'amore I/II, Violino I/II, Viola, Continuo
Erstaufführung: 28. Januar 1725
Text: 1,2,4,7,9: Paul Gerhardt 1647; Rest: Umdichtungen eines unbekannten Bearbeiters
Anlass: Septuagesimae

1. Coro
Oboe d'amore I/II, Violino I/II, Viola, Continuo
Ich habe in Gottes Herz und Sinn
Mein Herz und Sinn ergeben,
Was böse scheint, ist mein Gewinn,
Der Tod selbst in mein Leben.
Ich bin ein Sohn des, der den Thron
Des Himmels aufgezogen;
Ob er gleich schlägt und Kreuz auflegt,
Bleibt doch sein Herz gewogen.

2. Coro e Recitativo B
Continuo
Es kann mir fehlen nimmermehr!
Es müssen eh'r
Wie selbst der treue Zeuge spricht,
Mit Prasseln und mit grausem Knallen
Die Berge und die Hügel fallen:
Mein Heiland aber trüget nicht,
Mein Vater muss mich lieben.
Durch Jesu rotes Blut bin ich in seine Hand geschrieben;
Er schützt mich doch!
Wenn er mich auch gleich wirft ins Meer,
So lebt der Herr auf großen Wassern noch,
Der hat mir selbst mein Leben zugeteilt,
Drum werden sie mich nicht ersäufen.
Wenn mich die Wellen schon ergreifen
Und ihre Wut mit mir zum Abgrund eilt,
So will er mich nur üben,
Ob ich an Jonam werde denken,
Ob ich den Sinn mit Petro auf ihn werde lenken.
Er will mich stark im Glauben machen,
Er will vor meine Seele wachen
Und mein Gemüt,
Das immer wankt und weicht in seiner Güt,
Der an Beständigkeit nichts gleicht,
Gewöhnen, fest zu stehen.
Mein Fuß soll fest
Bis an der Tage letzten Rest
Sich hier uf diesen Felsen gründen.
Halt ich denn Stand,
Und lasse mich in felsenfesten Glauben finden, weiß seine Hand,
Die er mich schon vom Himmel beut,
zu rechter Zeit
Mich wieder zu erhöhen.

3. Aria T
Violino I/II, Viola, Continuo
Seht, seht! wie reißt, wie bricht, wie fällt,
Was Gottes starker Arm nicht hält.
Steht aber fest und unbeweglich prangen,
Was unser Held mit seiner Macht umfangen.
Laßt Satan wüten, rasen, krachen,
Der starke Gott wird uns unüberwindlich machen.

4. Choral A
Oboe d'amore I/II, Continuo
Zudem ist Weisheit und Verstand
Bei ihm ohn alle Maßen,
Zeit, Ort und Stund ist ihm bekannt,
Zu tun und auch zu lassen.
Er weiß, wenn Freud, er weiß, wenn Leid
Uns, seinen Kindern, diene,
Und was er tut, ist alles gut,
Ob's noch so traurig schiene.

5. Recitativo T
Continuo
Wir wollen uns nicht länger zagen
Und uns mit Fleisch und Blut,
Weil wir in Gottes Hut,
So furchtsam wie bisher befragen.
Ich denke dran,
Wie Jesus nicht gefürcht' das tausendfache Leiden;
Er sah es an
Als eine Quelle ewger Freuden.
Und dir, mein Christ,
Wird deine Angst und Qual, dein bitter Kreuz und Pein
Um Jesu willen Heil und Zucker sein.
Vertraue Gottes Huld
Und merke noch, was nötig ist:
Geduld! Geduld!

6. Aria B
Continuo
Das Brausen von den rauhen Winden
Macht, dass wir volle Ähren finden.
    Des Kreuzes Ungestüm schafft bei den Christen Frucht,
    Drum lasst uns alle unser Leben
    Dem weisen Herrscher ganz ergeben.
    Küsst seines Sohnes Hand, verehrt die treue Zucht.

7. Choral e Recitativo S A T B
Continuo
Ei nun, mein Gott, so fall ich dir
Getrost in deine Hände.
Bass
So spricht der gottgelassne Geist,
Wenn er des Heilands Brudersinn
Und Gottes Treue gläubig preist.
Nimm mich, und mache es mit mir
Bis an mein letztes Ende.
Tenor
Ich weiss gewiss,
Dass ich ohnfehlbar selig bin,
Wenn meine Not und mein Bekümmernis
Von dir so wird geendigt werden:
Wie du wohl weißt, dass meinem Geist
Dadurch sein Nutz entstehe,
Alt
Dass schon auf dieser Erden,
Dem Satan zum Verdruss,
Dein Himmelreich sich in mir zeigen muss
Und deine Ehr je mehr und mehr
Sich in ihr selbst erhöhe,
Sopran
So kann mein Herz nach deinem Willen
Sich, o mein Jesu, selig stillen,
Und ich kann bei gedämpften Saiten
Dem Friedensfürst ein neues Lied bereiten.

8. Aria S
Oboe d'amore I, Violino I/II, Viola, Continuo
Meinem Hirten bleib ich treu.
Will er mir den Kreuzkelch füllen,
Ruh ich ganz in seinem Willen,
Er steht mir im Leiden bei.
Es wird dennoch, nach dem Weinen,
Jesu Sonne wieder scheinen.
Meinem Hirten bleibe ich treu.
Jesu leb ich, der wird walten,
Freu dich, Herz, du sollst erkalten,
Jesus hat genug getan.
Amen: Vater, nimm mich an!

9. Choral
Oboe d'amore I/II e Violino I col Soprano, Violino II coll'Alto, Viola col Tenore, Continuo
Soll ich den auch des Todes Weg
Und finstre Straße reisen,
Wohlan! ich tret auf Bahn und Steg,
Den mir dein Augen weisen.
Du bist mein Hirt, der alles wird
Zu solchem Ende kehren,
Dass ich einmal in deinem Saal
Dich ewig möge ehren.




Kantate BWV 144
Nimm, was dein ist, und gehe hin

Besetzung: Soli: S A T; Coro: S A T B; Oboe I/II, Oboe d'amore, Violino I/II, Viola, Continuo
Erstaufführung: 6. Februar 1724
Text: Unbekannter Dichter; 1: Matthäus 20,14; 3: Samuel Rodigast 1674; 6: Markgraf Albrecht von Brandenburg 1547
Anlass: Septuagesimae

1. Coro
Oboe I/II, Oboe d'amore, Violino I/II, Viola, Continuo
Nimm, was dein ist, und gehe hin.

2. Aria A
Violino I/II, Viola, Continuo
Murre nicht,
Lieber Christ,
Wenn was nicht nach Wunsch geschicht;
    Sondern sei mit dem zufrieden,
    Was dir dein Gott hat beschieden,
    Er weiß, was dir nützlich ist.

3. Choral
Continuo
Was Gott tut, das ist wohlgetan,
Es bleibt gerecht sein Wille;
Wie er fängt meine Sachen an,
Will ich ihm halten stille.
Er ist mein Gott,
Der in der Not
Mich wohl weiß zu erhalten:
Drum lass ich ihn nur walten.

4. Recitativo T
Continuo
Wo die Genügsamkeit regiert
Und überall das Ruder führt,
Da ist der Mensch vergnügt
Mit dem, wie es Gott fügt.
Dagegen, wo die Ungenügsamkeit das Urteil spricht,
Da stellt sich Gram und Kummer ein,
Das Herz will nicht
Zufrieden sein,
Und man gedenket nicht daran:
Was Gott tut, das ist wohlgetan.

5. Aria S
Oboe d'amore, Continuo
Genügsamkeit
Ist ein Schatz in diesem Leben,
Welcher kann Vergnügung geben
In der größten Traurigkeit,
Genügsamkeit.
Denn es lässet sich in allen
Gottes Fügung wohl gefallen
Genügsamkeit.

6. Choral
Continuo
Was mein Gott will, das gscheh allzeit,
Sein Will, der ist der beste.
Zu helfen den'n er ist bereit,
Die an ihn glauben feste.
Er hilft aus Not, der fromme Gott,
Und züchtiget mit Maßen.
Wer Gott vertraut, fest auf ihn baut,
Den will er nicht verlassen.

Texte mit freundlicher Genehmigung übernommen von der
Bach Cantata Page