Bachkantaten in der Predigerkirche
So. 13. November  2005, 17 Uhr

 

BWV 26
Ach wie flüchtig, ach wie nichtig

1. Coro
Corno col Soprano, Flauto traverso, Oboe I/II,
Violino I/II, Viola, Continuo
 
Ach wie flüchtig, ach wie nichtig
Ist der Menschen Leben!
Wie ein Nebel bald entstehet
Und auch wieder bald vergehet,
So ist unser Leben, sehet!

2. Aria T
Flauto traverso solo, Violino solo, Continuo
 
So schnell ein rauschend Wasser schießt,
So eilen unser Lebenstage.
    Die Zeit vergeht, die Stunden eilen,
    Wie sich die Tropfen plötzlich teilen,
    Wenn alles in den Abgrund schießt.

3. Recitativo A
Continuo
 
Die Freude wird zur Traurigkeit,
Die Schönheit fällt als eine Blume,
Die größte Stärke wird geschwächt,
Es ändert sich das Glücke mit der Zeit,
Bald ist es aus mit Ehr und Ruhme,
Die Wissenschaft und was ein Mensche dichtet,
Wird endlich durch das Grab vernichtet.

4. Aria B
Oboe I-III, Continuo
 
An irdische Schätze das Herze zu hängen,
Ist eine Verführung der törichten Welt.
    Wie leichtlich entstehen verzehrende Gluten,
    Wie rauschen und reißen die wallenden Fluten,
    Bis alles zerschmettert in Trümmern zerfällt.

5. Recitativo S
Continuo
 
Die höchste Herrlichkeit und Pracht
Umhüllt zuletzt des Todes Nacht.
Wer gleichsam als ein Gott gesessen,
Entgeht dem Staub und Asche nicht,
Und wenn die letzte Stunde schläget,
Dass man ihn zu der Erde träget,
Und seiner Hoheit Grund zerbricht,
Wird seiner ganz vergessen.

6. Choral
Corno e Flauto traverso e Oboe I/II e Violino I col Soprano,
Oboe III e Violino II coll'Alto, Viola col Tenore, Continuo
 
Ach wie flüchtig, ach wie nichtig
Sind der Menschen Sachen!
Alles, alles, was wir sehen,
Das muss fallen und vergehen.
Wer Gott fürcht', bleibt ewig stehen.

 


Aus: Georg Christian Schemelli (um 1680 - 1762):
Musicalisches Gesang-Buch, darinnen 954 geistreiche, sowohl alte als neue Lieder und Arien, mit wohlgesetzten Melodien, in Discant und Bass, befindlich sind ... herausgegeben von G. C. Schemelli, Leipzig 1736 (Die ... Melodien sind von ... J. S. Bach ... theils ganz neu componiret, theils auch von Ihm im General-Bass verbessert ...)  


BWV 505
Vergiss mein nicht
Schemelli, Gesangbuch Nr. 44
Text: Gottfried Arnold 1714

1.
Vergiss mein nicht,
vergiss mein nicht, mein allerliebster Gott.
Ach! höre doch mein Flehen,
ach! lass mir Gnad geschehen,
wenn ich hab Angst und Not,
du meine Zuversicht,
vergiss mein nicht, vergiss mein nicht.

3.
Vergiss mein nicht,
vergiss mein nicht, mein allerhöchster Gott.
Vergib mir meine Sünden,
ach! lass mich Gnade finden,
so hat es keine Not,
wenn solche mich anficht,
vergiss mein nicht, vergiss mein nicht.

5.
Vergiss mein nicht,
vergiss mein nicht, wenn itzt der herbe Tod
mir nimmt mein zeitlich Leben,
du kannst ein besseres geben,
mein allerliebst Gott;
hör, wenn dein Kind noch spricht:
Vergiss mein nicht, vergiss mein nicht!

 

BWV 506
Was bist du doch, o Seele, so betrübet
Text: Rudolph Friedrich von Schultt 1736
Schemelli Gesangbuch Nr. 55

1.
Was bist du doch, o Seele, so betrübet,
da dir der Herr ein Kreuz zu tragen giebet?
Was grämst du dich.
so ängstiglich,
als würdest du drum nicht von Gott geliebet?

3.
Was quälst du dich mit Zweifelmut und Sorgen,
weil dir des Herren Hülfe ist verborgen?
Ach! wirf auf ihn
die Sorge hin,
der dich bisher versorgt, hilft heut und morgen.

8.
Drum, Seele, sei getrost zu Gott erhoben,
sein hülfreich Antlitz zeigt sich dir von oben,
er ist dein Gott,
hilft dir aus Not,
du sollt ihn hier und dort mit Freuden loben.

 

BWV 481
Lasset uns mit Jesum ziehen
Text: Sigmund von Birken 1653
Schemelli, Gesangbuch Nr. 18

1.
Lasset uns mit Jesum ziehen,
seinem Fürbild folgen nach,
in der Welt der Welt entfliehen,
auf der Bahn, die er uns brach,
immer fort zum Himmel reisen,
irdisch, doch schon himmlisch sein,
glauben recht und leben fein,
in der Lieb den Glauben weisen.
Treuer Jesu! Bleib bei mir,
gehe für, ich folge dir.

2.
Lasset uns mit Jesum leiden,
seinem Fürbild werden gleich.
Nach dem Leide folgen Freuden,
Armut hier macht dorten reich.
Tränensaat, die erntet Lachen,
Hoffnung tröstet mit Geduld,
es kann leichtlich Gottes Huld
aus dem Regen Sonne machen.
Jesu! Hier leid ich mit dir,
dort teil deine Freud mit mir.

4.
Lasset uns mit Jesum leben,
weil er auferstanden ist,
muss das Grab uns wiedergeben.
Jesu! Unser Haupt du bist,
wir sind deines Leibesglieder
wo du lebst, da leben wir,
ach! erkenn uns für und für,
treues Herz, für deine Brüder.
Jesu, dir ich lebe hier,
lass mich ewig sein bei dir!

Texte mit freundlicher Genehmigung übernommen von der
Bach Cantata Page
: Created by Walter F. Bischof, Text provided by Joachim Vogelsänger

 

 

BWV 90
Es reißet euch ein schrecklich Ende

1. Aria T
Violino I/II, Viola, Continuo
 
Es reißet euch ein schrecklich Ende,
Ihr sündlichen Verächter, hin.
    Der Sünden Maß ist voll gemessen,
    Doch euer ganz verstockter Sinn
    Hat seines Richters ganz vergessen.

2. Recitativo A
Continuo
 
Des Höchsten Güte wird von Tag zu Tage neu,
Der Undank aber sündigt stets auf Gnade.
O, ein verzweifelt böser Schade,
So dich in dein Verderben führt.
Ach! wird dein Herze nicht gerührt?
Dass Gottes Güte dich
Zur wahren Buße leitet?
Sein treues Herze lässet sich
Zu ungezählter Wohltat schauen:
Bald lässt er Tempel auferbauen,
Bald wird die Aue zubereitet,
Auf die des Wortes Manna fällt,
So dich erhält.
Jedoch, o! Bosheit dieses Lebens,
Die Wohltat ist an dir vergebens.

3. Aria B
Tromba, Violino I/II, Viola, Continuo
 
So löschet im Eifer der rächende Richter
Den Leuchter des Wortes zur Strafe doch aus.
    Ihr müsset, o Sünder, durch euer Verschulden
    Den Greuel an heiliger Stätte erdulden,
    Ihr machet aus Tempeln ein mörderisch Haus.

4. Recitativo T
Continuo
 
Doch Gottes Auge sieht auf uns als Auserwählte:
Und wenn kein Mensch der Feinde Menge zählte,
So schützt uns doch der Held in Israel,
Es hemmt sein Arm der Feinde Lauf
Und hilft uns auf;
Des Wortes Kraft wird in Gefahr
Um so viel mehr erkannt und offenbar.

5. Choral
Instrumentierung nicht überliefert
 
Leit uns mit deiner rechten Hand
Und segne unser Stadt und Land;
Gib uns allzeit dein heilges Wort,
Behüt für's Teufels List und Mord;
Verleih ein selges Stündelein,
Auf dass wir ewig bei dir sein!

 

Texte mit freundlicher Genehmigung übernommen von der
Bach Cantata Page
: Created by Walter F. Bischof