BWV 88 
Siehe, ich will viel Fischer aussenden

Erstaufführung: 21. Juli 1726
Text: unbekannter Dichter; 1: Jeremia 16,16;
4: Lukas 5,10; 7: Georg Neumark 1641
Anlass: 5. Sonntag nach Trinitatis

1. Aria B
Corno I/II, Oboe d'amore I e Violino I all' unisono,
Oboe d'amore II e Violino II all' unisono,
Taille e Viola all' unisono, Continuo  
Siehe, ich will viel Fischer aussenden, spricht der Herr, die sollen sie fischen.
Und darnach will ich viel Jäger aussenden,
die sollen sie fahen auf allen Bergen und allen Hügeln und in allen Steinritzen.

2. Recitativo T
Continuo  
Wie leichtlich könnte doch der Höchste uns entbehren
Und seine Gnade von uns kehren,
Wenn der verkehrte Sinn sich böslich von ihm trennt
Und mit verstocktem Mut
In sein Verderben rennt.
Was aber tut
Sein vatertreu Gemüte?
Tritt er mit seiner Güte
Von uns, gleich so wie wir von ihm, zurück,
Und überlässt er uns der Feinde List und Tück?

3. Aria T
Oboe d'amore I/II, Violino I/II, Viola, Continuo  
Nein, Gott ist allezeit geflissen,
Uns auf gutem Weg zu wissen
Unter seiner Gnade Schein.
Ja, wenn wir verirret sein
Und die rechte Bahn verlassen,
Will er uns gar suchen lassen.

4. Recitativo T - Aria B
Violino I/II, Viola, Continuo  
Tenor
Jesus sprach zu Simon:
Bass
Fürchte dich nicht; den von nun an wirst du Menschen fahen.

5. Aria (Duetto) S T
Oboe d'amore I/II e Violino I/II all' unisono, Continuo  
Beruft Gott selbst, so muss der Segen
Auf allem unsern Tun
Im Übermaße ruhn,
Stünd uns gleich Furcht und Sorg entgegen.
Das Pfund, so er uns ausgetan,
Will er mit Wucher wiederhaben;
Wenn wir es nur nicht selbst vergraben,
So hilft er gern, damit es fruchten kann.

6. Recitativo S
Continuo  
Was kann dich denn in deinem Wandel schrecken,
Wenn dir, mein Herz, Gott selbst die Hände reicht?
Vor dessen bloßem Wink schon alles Unglück weicht,
Und der dich mächtiglich kann schützen und bedecken.
kommt Mühe, Überlast, Neid, Plag und Falschheit her
Und trachtet, was du tust, zu stören und zu hindern,
Lass kurzes Ungemach den Vorsatz nicht vermindern;
Das Werk, so er bestimmt, wird keinem je zu schwer.
Geh allzeit freudig fort, du wird am Ende sehen,
Dass, was dich eh gequält, die sei zu Nutz geschehen!

7. Choral
Oboe d'amore I/II e Violino I col Soprano, Taille e Violino II coll'Alto, Viola col Tenore, Continuo  
Sing, bet und get auf Gottes Wegen,
Verricht das Deine nur getreu
Und trau des Himmels reichem Segen,
So wird er bei dir werden neu;
Denn welcher seine Zuversicht
Auf Gott setzt, den verlässt er nicht.

 

Kantate BWV 93:  
Wer nur den lieben Gott lässt walten

Erstaufführung: 9. Juli 1724
Text:1,4,7: Georg Neumark 1657; 2,3,5,6: unbekannter Dichter.
Anlass: 5. Sonntag nach Trinitatis

 

1. Coro
Oboe I/II, Violino I/II, Viola, Continuo  
Wer nur den lieben Gott lässt walten
Und hoffet auf ihn allezeit,
Den wird er wunderlich erhalten
In allem Kreuz und Traurigkeit.
Wer Gott, dem Allerhöchsten, traut,
Der hat auf keinen Sand gebaut.

2. Choral e Recitativo B
Continuo  
Was helfen uns die schweren Sorgen?
Sie drücken nur das Herz
Mit Zentnerpein, mit tausend Angst und Schmerz.
Was hilft uns unser Weh und Ach?
Es bringt nur bittres Ungemach.
Was hilft es, dass wir alle Morgen
mit Seufzen von dem Schlaf aufstehn
Und mit beträntem Angesicht des Nachts zu Bette gehn?
Wir machen unser Kreuz und Leid
Durch bange Traurigkeit nur größer.
Drum tut ein Christ viel besser,
Er trägt sein Kreuz mit christlicher Gelassenheit.

3. Aria T
Violino I/II, Viola, Continuo  
Man halte nur ein wenig stille,
Wenn sich die Kreuzesstunde naht,
Denn unsres Gottes Gnadenwille
Verlässt uns nie mit Rat und Tat.
Gott, der die Auserwählten kennt,
Gott, der sich uns ein Vater nennt,
Wird endlich allen Kummer wenden
Und seinen Kindern Hilfe senden.

4. Aria (Duetto) S A
Violino I/II e Viola all' unisono, Continuo  
Er kennt die rechten Freudesstunden,
Er weiß wohl, wenn es nützlich sei;
Wenn er uns nur hat treu erfunden
Und merket keine Heuchelei,
So kömmt Gott, eh wir uns versehn,
Und lässet uns viel Guts geschehn.

5. Choral e Recitativo T
Continuo  
Denk nicht in deiner Drangsalhitze,
Wenn Blitz und Donner kracht
Und die ein schwüles Wetter bange macht,
Dass du von Gott verlassen seist.
Gott bleibt auch in der größten Not,
Ja gar bis in den Tod
Mit seiner Gnade bei den Seinen.
Du darfst nicht meinen,
Dass dieser Gott im Schoße sitze,
Der täglich wie der reiche Mann,
In Lust und Freuden leben kann.
Der sich mit stetem Glücke speist,
Bei lauter guten Tagen,
Muß oft zuletzt,
Nachdem er sich an eitler Lust ergötzt,
"Der Tod in Töpfen" sagen.
Die Folgezeit verändert viel!
Hat Petrus gleich die ganze Nacht
Mit leerer Arbeit zugebracht
Und nichts gefangen:
Auf Jesu Wort kann er noch einen Zug erlangen.
Drum traue nur in Armut, Kreuz und Pein
Auf deines Jesu Güte
Mit gläubigem Gemüte;
Nach Regen gibt er Sonnenschein
Und setzet jeglichem sein Ziel.

6. Aria S
Oboe I, Continuo  
Ich will auf den Herren schaun
Und stets meinem Gott vertraun.
Er ist der rechte Wundermann.
Der die Reichen arm und bloß
Und die Armen reich und groß
Nach seinem Willen machen kann.

7. Choral
Oboe I/II e Violino I col Soprano, Violino II coll'Alto,
Viola col Tenore, Continuo  
Sing, bet und geh auf Gottes Wegen,
Verricht das Deine nur getreu
Und trau des Himmels reichem Segen,
So wird er bei dir werden neu;
Denn welcher seine Zuversicht
Auf Gott setzt, den verlässt er nicht.

 

Texte mit freundlicher Genehmigung übernommen von der
Bach Cantata Page, created by Walter F. Bischof